Große Rolle für das Kleinhirn: Epilepsieauslöser entdeckt
Bochumer Neurowissenschaftler berichten über neue Therapiemöglichkeiten
Defekte Kalziumkanäle als Krankheitsursache
Verschiedene Formen von Epilepsien, Bewegungskoordinationsstörungen (Ataxien) und Migräne werden durch Mutationen im sogenannten P/Q-Typ-Kalziumkanal ausgelöst, der den Einstrom von Kalziumionen in die Nervenzellen des Gehirns steuert. Dr. Melanie Mark aus dem Team von Prof. Herlitze entwickelte ein Tiermodell, in dem dieser Kalziumkanal zu einem beliebigen Zeitpunkt in einer bestimmten Hirnregion abgeschaltet werden konnte. Die Forscher konzentrierten sich auf bestimmte Zellen im Kleinhirn (Purkinje-Zellen), die die Bewegungen des Körpers koordinieren. "Der Kalziumkanal kommt eigentlich im gesamten Gehirn vor", erklärt Dr. Mark. "Es ist das erste Mal, dass wir zeigen konnten, dass die Krankheiten nur durch eine gestörte Signalverarbeitung im Kleinhirn ausgelöst werden können."
Durch Kooperation zur neuen Therapie
Mit Hilfe des neuen Mausmodells, der sogenannten Purky-Maus, wird Prof. Herlitzes Team nun die molekularen Grundlagen der Krankheiten erforschen, die auf Veränderungen im P/Q-Typ-Kalziumkanal zurückgehen, um neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. In Kooperation mit Prof. Dr. Dagmar Timman-Braun von der Uni-Klinik in Essen und Prof. Dr. Thomas Klockgether von der Uni-Klinik in Bonn möchten die Bochumer Neurowissenschaftler ihre Studien am Mausmodell mit Ergebnissen aus Patientenuntersuchungen vergleichen. "Wir hoffen insbesondere Kindern helfen zu können, die an Absence-Epilepsien leiden, also Epilepsien, die mit einer Bewusstseinsstörung einhergehen", sagt Prof. Herlitze.
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