Hersteller von Pflanzenmedizin expandieren in Europa

12.08.2002
Düsseldorf (dpa) - Die deutschen Hersteller von Pflanzen- Arzneien drängen ins europäische Ausland. Vor allem in Spanien und Italien sind pflanzliche Heilmittel stark im Kommen, sagt Barbara Steinhoff vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller in Bonn. Präparate wie der Hustensaft aus Spitzwegerich, die Magentropfen mit Kümmel und Süßholz oder eine Kamillentinktur «sind bislang noch hauptsächlich in Deutschland und Frankreich verbreitet», sagt Steinhoff. Nach Schätzungen des Frankfurter Instituts für Medizinische Statistik (IMS) werden 72 Prozent der pflanzlichen Medikamente in diesen beiden Ländern verkauft - fast die Hälfte des europäischen Umsatzes fallen allein in Deutschland an. Der Markt für rezeptfreie Kräuterheilmittel ist groß. Dazu gehören der Dauerbrenner der Kölner Madaus-Gruppe Echinacin aus Purpursonnenhutkraut ebenso wie Gingko- Präparate der Karlsruher Firma Schwabe: Im vergangenen Jahr machte die Branche in Deutschland rund 2,3 Milliarden Euro Umsatz. Für die internationale Expansion müssen die Pflanzen-Entsafter noch kräftig wachsen. Allesamt Mittelständler, schaffen sie den Sprung ins Ausland oder gar nach Übersee nicht alleine. «Der Trend, sich zusammen zu schließen, ist unübersehbar», meint Steinhoff. So kaufte Madaus 2001 zwei kleine Konkurrenten und baut derzeit mit Hochdruck ein europäisches Vertriebsnetz auf. Schwabe und Klosterfrau haben mittlerweile europäische Partnerfirmen, und auch die Berliner Lichtwer ging unlängst auf Brautschau. Der Grund der Expansionsgelüste: In Deutschland stagniert der Absatz. Zwar setzen immer mehr Deutsche auf die Heilkräfte der Natur. «Doch gleichzeitig übernehmen die Krankenkassen seltener die Behandlung», sagt Steinhoff. «Dadurch wirkt sich die steigende Nachfrage nicht voll aus». Der Ausweg für Firmen wie Schwabe, Bionorica und Klosterfrau: Sie konzentrieren sich auf rezeptfreie Medikamente, die Patienten selber bezahlen. «Die Selbstmedikation wächst», meint auch Jürgen Petersen, IMS- Experte für die Eigenzahler. Im vergangenen Jahr waren es immerhin ein Plus von 2,3 Prozent. Zusätzlich machen die Hersteller laut Verbandsexpertin Steinhoff verstärkt Werbung beim Endverbraucher und beim Apotheker, der die Medikamente dann empfiehlt. Pflanzenextrakte gelten als besonders geeignet zur Vorsorge. Studien des Instituts für Demoskopie Allensbach von 1997 und 2001 zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Deutschen solche Naturheilmittel gut finden. Mehr als die Hälfte glaubt, dass sie wirken, und über ein Drittel nimmt sie regelmäßig ein - Tendenz steigend.

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