Nadelstiche gegen den Krebs
Neben chirurgischen Eingriffen oder der Behandlung mit Medikamenten ist die Strahlentherapie ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Krebs. Die Nahfeldstrahlentherapie (Brachytherapie) setzt dabei darauf, die Strahlung nur am Tumor selbst wirksam werden zu lassen, denn jede Bestrahlung von außen gefährdet immer auch die Haut und umliegende Gewebe und Organe. „Bei der Nahfeldtherapie werden winzige Strahlungskörper über Hohlnadeln an den Tumor herangeführt, im besten Fall in den Tumor eingebracht“, erläutert Prof. Dr. Heinrich Martin Overhoff vom Fachbereich Physikalische Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen, „dort zerstören die radioaktiven Strahlen die Krebszellen.“ Overhoff leitet ein Forschungsprojekt, das sich in den kommenden drei Jahren mit grundlegenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beschäftigen wird, um diese feinen Nadelstiche sehr präzise zu führen. Automatisch analysierte und kontinuierlich aufgezeichnete dreidimensionale Ultraschallbilder sollen dem Arzt die Lage von Tumor und Nadel verdeutlichen. So wird die Nadelnavigation einfacher und sicherer, die Behandlung kürzer und die Belastung für den Patienten geringer.
Durch eine dreidimensionale Darstellung von Krankheitsherd und umliegendem Gewebe können sowohl der Ort als auch die Dosierung der Strahlentherapie genau geplant und ausgeführt werden. Als Anwendungsfelder hat Overhoff den Krebsbefall der Prostata und der weiblichen Brust gewählt. Aus zwei Gründen: „Zum einen sind das die am häufigsten auftretenden Krebsarten bei Mann und Frau“, so Overhoff, „außerdem ist die Gewebestruktur und damit die Gewebereaktion bei diesen beiden Organen besonders gegensätzlich. Wir gehen daher davon aus, aus den Erfahrungen mit diesen Tumoren auch optimierte Techniken für die Behandlung anderer Gewebe ableiten zu können.“
Den Arzt und Ingenieur Overhoff fasziniert dabei die Möglichkeit, Technik und medizinische Anwendung so zu verbinden, dass diese nahezu nebenwirkungsfreie Strahlentherapie bestmöglich weiterentwickelt wird. Die Forschungsbeihilfe in Höhe von über 1,2 Millionen Euro aus den Kassen von Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union fließt dabei vor allem in die Gehälter für wissenschaftliche Mitarbeiter sowie für Studierende, die im Rahmen des Studiums, als Praxiserfahrung oder für ihre Abschlussarbeit an dem Projekt mitarbeiten. Ein Medizingerätehersteller aus Solingen wird sich später darum kümmern, die Forschungsergebnisse zu einem Produktprototypen umzusetzen.
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