Herausragende Forschung zur Therapie von Hirntumoren ausgezeichnet
Heidelberger RadioOnkologin Privatdozentin Dr. Stephanie Combs erhielt Hermann Holthusen-Preis der Deutschen Gesellschaft für RadioOnkologie
Bösartige Hirntumoren sprechen schlecht auf Standardtherapie an
Gliome sind die häufigsten und bösartigsten Hirntumoren bei Erwachsenen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ein bis zwei Jahre; Standardtherapie ist die möglichst vollständige Entfernung des Tumors gefolgt von einer herkömmlichen Strahlentherapie mit Photonen, meist in Kombination mit Chemotherapie. Dennoch sind die Therapieresultate unbefriedigend, da der Tumor eine hohe Widerstandskraft besitzt und frühzeitig nachwächst. Neue Behandlungsansätze werden daher dringend benötigt.
Hier setzt die wissenschaftliche und klinische Forschung von Privatdozentin Dr. Stephanie Combs, Oberärztin in der Abteilung für RadioOnkologie und Strahlentherapie der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg, an: Mehrere mit ihrem Team erarbeitete Therapiekonzepte haben sich bereits in klinischen Studien bewährt bzw. werden gerade im Rahmen von Studien geprüft. „Durch die klinische Umsetzung innovativer neuer Konzepte konnten die Therapieergebnisse entscheidend verbessert werden. Sowohl in der Primärbehandlung, d.h. direkt nach der ersten Diagnose eines Hirntumors, als auch in der Rezidivsituation, wenn der Tumor wieder gewachsen ist, konnten wir weltweit anerkannte neue klinische Konzepte umsetzen“, sagt Dr. Combs. So konnte u. a. eine Rezidivbestrahlung, d.h. eine zweite Strahlentherapie zur Behandlung von fortschreitenden Hirntumoren, in der klinischen Routine etabliert werden.
Schwerionenbestrahlung mit herkömmlicher Strahlentherapie verglichen
So etablierte Dr. Combs Behandlungskonzepte zur Hochpräzisions-Strahlentherapie sowie zur kombinierten Strahlen- und Chemotherapie bei bösartigen Hirntumoren. In ihren Arbeiten konnte sie zeigen, dass Schwerionenbestrahlung deutlich besser gegen Hirntumorzellen wirkt als die herkömmliche Strahlentherapie. Schwerionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Tumor sehr präzise und mit hoher Energie treffen und zerstören. Die Heidelberger Wissenschaftlerin und Ärztin erforscht derzeit, ob die Kombination von Chemotherapie und Schwerionenbestrahlung die Behandlungsergebnisse der einzelnen Therapien bzw. der herkömmlichen Radiochemotherapie übertreffen. Basierend auf diesen Vorarbeiten wurde unter Leitung von Dr. Combs die erste randomisierte Studie zur Behandlung von bösartigen Hirntumoren (Glioblastomen) mit Schwerionen (CLEOPATRA-Studie) am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT initiiert.
Einen vielversprechenden Ansatzpunkt für eine gezielte Therapie entdeckte Dr. Combs beim Vergleich der Eiweiße in Glioblastomzellen und gesunden Gehirnzellen: Ein bestimmter Wachstumsfaktor (EGFR), der die Zellteilung fördert, wird von den Tumorzellen verstärkt gebildet. „Unsere Versuche haben gezeigt, dass Wirkstoffe, die diesen Wachstumsfaktor blockieren, auch die Teilung der Tumorzellen verlangsamen“, so Dr. Combs. Eine Studie, bei der Patienten mit Glioblastomen diese Hemmstoffe des Wachstumsfaktors in Kombination mit einer Chemotherapie sowie einer Strahlentherapie erhielten, zeigte exzellente Ergebnisse.
Die Arbeiten der Heidelberger Radioonkologin wurden durch die Medizinische Fakultät sowohl im Rahmen des PostDoc Programms sowie durch das Olympia-Morata-Habilitationsförderprogramm unterstützt. Sie sind in renommierten Fachzeitschriften wie dem „Journal of Clinical Oncology“, „Cancer“ oder dem „International Journal of Radiation Oncology“ publiziert. Neben der Forschung an Hirntumoren leitet Dr. Stephanie Combs im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT auch Studien zur Behandlung verschiedener anderer Tumorarten wie z.B. Leberkrebs durch Schwerionenbestrahlung.