Jena/Köln (
dpa) - Ein internationales Team, darunter auch Forscher aus Jena und Köln, hat das größte von sechs
Chromosomen einer Amöbe entziffern. Der
Einzeller mit dem biologischen Namen
Dictyostelium discoideum ist ein Modellorganismus für die Erforschung grundlegender zell- und entwicklungsbiologischer Fragestellungen. Die Wissenschaftler präsentieren ihre Arbeit im renommierten britischen Fachjournal «Nature» (
BD. 418, S.79) vom Donnerstag. Auf dem nun entzifferten Chromosom 2 liege ein Viertel des gesamten Erbguts der Amöbe.
Der Einzeller könnte als Modell für Lebensvorgänge in menschlichen
Zellen dienen, sagte der Mitautor Gernot Glöckner vom Jenaer Institut für Molekulare
Biotechnologie (IMB) auf Anfrage der dpa. Als Beispiel nannte er Reaktionen in weißen Blutkörperchen, den
Leukozyten. Im Erbgut der Amöbe seien auch
Gene entdeckt worden, die in veränderter Form beim Menschen
Krankheiten auslösen. Diese könnten in dem relativ einfach gebauten Modellorganismus der Amöbe wesentlich leichter untersucht werden, als wenn dafür Menschen oder Mäuse herangezogen würden. Durch die Forschungen könnten jedoch Rückschlüsse auf den Menschen gezogen werden, was die Diagnose von Krankheiten und deren Heilungschancen verbessere.
An den Forschungsarbeiten sind Wissenschaftler der Jenaer IMB- Abteilung Genomanalyse und des Institutes für
Biochemie I der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln beteiligt. Eine Kooperation gibt es mit Forschern aus den USA, Großbritannien und
Spanien.
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für dieses Projekt bereitgestellten Mittel seien jetzt aufgebraucht, sagte Glöckner. Um die Forschungen an dem Genomprojekt fortzusetzen, sei ein Antrag auf weitere 650 000 Euro gestellt worden. Damit könne die Arbeit, die 1998 begann, um zwei weitere Jahre verlängert werden. Ziel sei es, alle Gene dieses Organismus zu untersuchen.