Forscher wollen Grippe-Virus in einem Leichnam von 1918 finden

06.05.2002
London (dpa) - Britische Forscher wollen den Leichnam einer 1918 gestorbenen Frau exhumieren, um das Virus der damaligen Grippe-Welle zu finden. Es war das bisher aggressivste Virus dieser Art; die Grippe kostete weltweit mindestens 20 Millionen Menschen das Leben. Um künftig besser gegen solche Epidemien gewappnet zu sein, wollen die Wissenschaftler die genetische Struktur des Virus entschlüsseln. Bisher haben sie nur vier der acht Gene identifiziert, wissen aber nicht, was das Virus besonders für junge Menschen so gefährlich machte. Auf Spitzbergen wurden schon gefrorene Grippe-Tote exhumiert, doch ohne Erfolg. Jetzt wollen Mediziner des Londoner Krankenhauses St. Bartholomew's nach einem Bericht der «Sunday Times» das Grab von Phyllis Burn öffnen, die im Oktober 1918 im Alter von 20 Jahren in London der Grippe erlag. Da sie in einem teuren Bleisarg in einem Mauergewölbe beigesetzt wurde, glauben die Forscher, dass ihr Körper noch sehr gut erhalten ist. Zur Zeit versucht das Team, Nachkommen der Toten zu finden, um von ihnen die Erlaubnis für die Exhumierung zu bekommen. Wenn das nicht gelingt, könnte das britische Innenministerium eine Genehmigung erteilen. «Die letzte große Grippe-Epidemie von 1968 hat zwei Millionen Menschen das Leben gekostet», sagte der Leiter der Untersuchung, John Oxford, ein Professor für Virologie. «Die nächste Welle könnte die wirklich große sein. Es dauert mindestens sechs Monate, um ein neues Impfmittel herzustellen, aber wenn wir herausfinden könnten, wodurch es damals so gefährlich war, könnten wir rechtzeitig einen Vorrat mit den richtigen Medikamenten anlegen.

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