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Bindegewebe



Das Bindegewebe rechnet man zu der Grundgewebeart des Binde- und Stützgewebes. In diesem Artikel geht es um das Bindegewebe im engeren Sinne, während zur Grundgewebeart auch noch das Stützgewebe, Knorpel und Knochen, gezählt wird. Für die allgemeine Betrachtung, Einteilung, Entwicklung und gemeinsame Eigenschaften dieses Grundgewebetyps sei auf den Artikel zum Binde- und Stützgewebe verwiesen; hier sollen nur die Gewebetypen des Bindegewebes im eigentlichen oder engeren Sinne besprochen werden.

Das embryonale Bindegewebe ist das Mesenchym, von ihm leitet sich alles Binde- und Stützgewebe ab. Spezifisch für die Nabelschnur ist das gallertige Bindegewebe. Im entwickelten Körper am weitesten verbreitet ist das kollagene Bindegewebe in seinen verschiedenen Formen, weitere Formen sind das elastische, das retikuläre und das spinozelluläre Bindegewebe. Schließlich nimmt das Fettgewebe in dieser Reihe eine gewisse Sonderstellung ein.

Die Zellen der meisten hier besprochenen Gewebe werden als Fibroblasten und Fibrozyten bezeichnet. Eigentlich bezeichnet der Fibroblast die aktive, Extrazellulärmatrix sezernierende Form, während der Fibrozyt eine ruhende, inaktive Zelle bezeichnet. Weil beide Formen aber fließend ineinander übergehen und eine Unterscheidung meist nicht möglich ist, werden beide Begriffe je nach Literatur auch synonym gebraucht. In diesem Artikel wird nur von Fibrozyten gesprochen.

Im Folgenden werden die in den Artikeln zur Extrazellularmatrix und zum Binde- und Stützgewebe beschriebenen Begriffe vorausgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Einteilung

Mesenchym

Das Mesenchym, das embryonale Bindegewebe, ist als pluripotentes Gewebe in der Ontogenese das Ausgangsgewebe für alle Binde- und Stützgewebsarten selbst, sowie des Muskelgewebes. Außerdem ist es an der Entstehung von Endothel, Mesothel und des Dentins beteiligt.

Die Zellen des Mesenchyms sind mit dünnen Fortsätzen miteinander vernetzt und durch Gap junctions verbunden. Die Matrix ist weitgehend frei von Fasern und enthält hauptsächlich Hyaluronsäure. Dieses Glykosaminoglykan bindet sehr viel Wasser, wodurch im skelettlosen embryonalen Körper der Turgor aufrechterhalten bleibt.

Gallertiges Bindegewebe

Das gallertige Bindegewebe ist typisch für die Nabelschnur (hier auch Wharton-Sulze genannt), tritt aber auch in der embryonalen Haut auf. Die Zellen sind flache, verzweigte Fibrozyten, die miteinander ein weitmaschiges Netzwerk bilden. Die Extrazellulärmatrix enthält feine kollagene und retikuläre Fasern sowie nichtsulfatierte Glykosaminoglykane, insbesondere Hyaluronsäure. Hauptaufgabe dieses Gewebes ist es, die Gefäße der Nabelschnur vor Abschnürung zu schützen, ohne dass die Nabelschnur in ihrer Flexibilität eingeschränkt wird.

Kollagenes Bindegewebe

Lockeres kollagenes Bindegewebe

Das lockere kollagene oder auch interstitielle Bindegewebe ist der häufigste Bindegewebstyp des Körpers. Es erfüllt überall im Körper in jedem Maßstab die Lücken, bildet das Stroma oder stabilisiert die Wände der Organe, findet sich in Muskeln, Sehnen, unter dem Epithel der Schleimhäute und Drüsen, in und unter der Haut (Dermis, Subkutis), sowie um Nerven und Gefäßbahnen.

Funktionell dient es nicht nur als Füllmaterial, sondern auch als Wasserspeicher, Verschiebeschicht und als Aufenthaltsraum für zahlreiche freie Zellen.

Die Fibrozyten liegen isoliert in recht großen Abständen zueinander. Vorherrschend sind lockere und in alle Richtungen angeordnete wellige Bündel kollagener Fasern. Auch retikuläre Fasern und elastische Fasern sind vorhanden, letztere sorgen für die wellige Anordnung der Kollagenfasern.

Straffes kollagenes Bindegewebe

Das straffe kollagene Bindegewebe entsteht dort, wo kollagenes Bindegewebe auf Zug beansprucht wird. Fast der ganze Interzellularraum ist von Kollagenfasern ausgefüllt, die für die Zugfestigkeit sorgen. Nur wenige elastische Fasern und Proteoglykane sind vorhanden. Dabei sind die Kollagenfasern immer in Richtung der Belastung ausgerichtet:

  • Wird das Gewebe in alle Richtungen belastet, sind auch die Fasern geflechtartig in alle Richtungen ausgerichtet. Beispiele sind die Muskelfaszien, Gelenk- und Organkapseln, die Knochenhaut und das Perichondrium, die Lederhaut der Dermis, Sklera und Kornea des Auges, und die Dura mater, die harte Hirnhaut.
  • Bei gerichteter Belastung in einer Richtung sind alle Fasern parallel ausgerichtet. Dieser Fall tritt bei Sehnen und Bändern ein, die ja mit erheblicher Kraft in einer Richtung belastet sind. Speziell die Zellen der Sehnen werden auch als Tenozyten oder auch Flügelzellen bezeichnet. Sie besitzen flache und flächige, dreidimensional flügelähnliche Ausläufer, zwischen denen und an denen entlang sich die Kollagenfaserbündel ausrichten.

Elastisches Bindegewebe

Elastisches Bindegewebe ist eine Sonderform des geformten straffen kollagenen Bindegewebes. Es enthält reichlich parallel verlaufende, dicke elastische Fasern, die durch einen hohen Elastingehalt gekennzeichnet sind. Teilweise bilden die Fasern spitzwinklige Verbindungen untereinander (Anastomosen) und sind somit zu engmaschigen Netzen verbunden. Zwischen den Fasern liegen Fibrozyten . Makroskopisch erscheint es gelblich. Elastisches Bindegewebe tritt beispielsweise im Nackenband und in den Ligamenta flava („gelbe Bänder“) der Wirbelsäule auf. Auch die herznahen Arterien und die Lunge enthalten zahlreiche elastische Bindegewebsfasern, was für das Zusammenziehen der Lunge (Retraktionskraft) und damit für die Ausatmung von Bedeutung ist.

Retikuläres Bindegewebe

Das retikuläre Bindegewebe kommt nur in den sekundären lymphatischen Organen (Lymphknoten, Milz, Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe/MALT, siehe auch Immunsystem, Lymphozyten) und im Knochenmark vor. Einzige Aufgabe dieses Gewebes ist es, freien Zellen, vor allem Zellen des Immunsystems, einen Aufenthaltsraum zur Verfügung zu stellen.

Die Zellen dieses Gewebetyps sind die Retikulumzellen. Sie bilden ein weites dreidimensionales Netz, in dem sich die freien Zellen aufhalten können. Das Grundgerüst dieses Netzwerks besteht aus retikulären Fasern, an denen die Retikulumzellen mit Adhäsionsproteinen befestigt sind. Dabei werden die Fasern von den Retikulumzellen vollständig umhüllt, da die Fasern nicht mit den freien Zellen in Berührung kommen dürfen.

Die Nomenklatur verleitet hier zu einem Missverständnis. Das retikuläre Gewebe ist ein spezielles Gewebe, in dem retikuläre Fasern vorkommen. Retikuläre Fasern finden sich aber auch in vielen anderen Geweben.

Spinozelluläres Bindegewebe

Das spinozelluläre, zellige oder auch zellreiche Bindegewebe kommt in der Rinde des Eierstocks vor. Die Zellen sind noch differenzierungsfähig, liegen dicht beieinander und sind häufig fischzugartig angeordnet. Es ist eine gewisse Menge von retikulären Fasern vorhanden. Diese Zellen können sich noch zu Granulosazellen und Luteinzellen entwickeln.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bindegewebe aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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