Frankreich setzt auf funktionelle Lebensmittel

Industrieübergreifende Partnerschaften entstehen zwischen der Agrar-, der Pharma- und der Kosmetikindustrie

27.06.2008

Frankreich verzeichnet im Industriezweig Nutraceuticals die meisten Investitionen. Laut der Invest in France Agency gab es zwischen 2002 und 2007 in dieser Branche 200 neue Projekte ausländischer Investoren. Das entspricht sieben Prozent der landesweit ins Leben gerufenen Projekte. Die durch Investitionen entstandenen 9.610 Arbeitsplätze machen fünf Prozent aller in Frankreich neu geschaffenen Stellen aus.

Der weltweite Markt für funktionelle Lebensmittel wird derzeit auf über 100 Milliarden Euro geschätzt, das sind fast fünf Prozent der gesamten Agrarindustrie. In Frankreich lag das Marktvolumen für die speziell für das gesundheitliche Wohlbefinden entwickelten Nahrungsmittel im Jahr 2006 bei 900 Millionen Euro, die jährliche Wachstumsrate beträgt etwa 10 Prozent. Funktionelle Lebensmittel gewinnen kontinuierlich an Bedeutung. Nach einer im Oktober 2007 veröffentlichten Ipsos-Umfrage machen sich beispielsweise 52 Prozent der französischen Verbraucher Gedanken über die gesundheitlichen Auswirkungen ihres Essens.

Philippe Favre, Präsident und Geschäftsführer der Invest in France Agency, betont die Bedeutung des Nutraceutical-Bereichs: "Die Branche bietet ein großes Entwicklungspotenzial, denn sie vereint drei Industrien, in denen Frankreich besonders stark aufgestellt ist: die Agrar-, die Pharma- und die Kosmetikindustrie. In jedem dieser Bereiche ist Frankreich Marktführer."

Mehrere Cluster arbeiten an der Entwicklung von Kompetenzzentren für funktionelle Lebensmittel. Darunter befinden sich Nutrition Santé Longévité - Nutrition Health Longevity (Nord Pas-de-Calais), Prod'Innov (Aquitanien), Vitagora (Burgund) und Qu@limed in Montpellier.

Die pharmazeutischen Laboratorien sind im Nutraceutical-Bereich verstärkt tätig. Dabei handelt es sich insbesondere um spezialisierte KMU wie zum Beispiel Arkopharma, das Produkte auf pflanzlicher Basis herstellt oder Juva Santé, das den Schönheitsvitaminkomplex Juvamine entwickelt hat. Produkte zur Nahrungsergänzung greifen auf Technologien und Innovationen der Pharma- und Kosmetikindustrie zurück, so dass branchenübergreifende Kooperationen entstehen: Nestlé und L'Oréal haben die Innéov-Produktlinie entwickelt und sich auf kosmetisch-funktionelle Lebensmittel spezialisiert. Novartis und Quaker Oats entwickelten gemeinsam das Sortiment für diätische Lebensmittel Aviva.

Im Bereich der Agrarindustrie entwickeln Danone und Lactalis neue Projekte: Light-Produkte sowie mit Vitaminen oder Fasern angereicherte, bioaktive Milchprodukte wie der Danone Actimel Joghurt mit dem Lactobacillus Casei, erwirtschaften einen Umsatz in Höhe von 400 Millionen Euro pro Jahr. Neben den französischen Marktführern haben amerikanische und japanische Unternehmen ebenfalls einen bedeutenden Marktanteil. Shiseido entwickelt gerade einen Antifaltenjoghurt mit Aloe Vera. Knorr (Unilever) hat Knorr Vie, einen frischen Frucht- und Gemüsesaft, und proaktive Joghurts und Getränke auf den Markt gebracht, die den Cholesterinspiegel senken.

Die Nutraceuticals-Industrie profitiert in Frankreich unter anderem von günstigen Steuerbedingungen: Die französische Regierung unterstützt Forschungsaktivitäten mit einer Steuergutschrift für F&E- Ausgaben. Das Förderinstrument ist europaweit derzeit das Beste: Im ersten Jahr werden 50 Prozent der F&E-Ausgaben zurückerstattet, im zweiten Jahr 40 Prozent und im dritten Jahr 30 Prozent. Die Höchstgrenze liegt bei 100 Millionen Euro.

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