Forscher der Universität Zürich entdecken neuen Therapieansatz für Multiple Sklerose

15.08.2006

Bei Multipler Sklerose greift das Immunsystem Strukturen im Gehirn wie einen Fremdkörper an und richtet so schwere Schäden an. Die Forschergruppe um den Neuroimmunologen Prof. Burkhard Becher von der Universität Zürich hat jetzt eine Möglichkeit entdeckt, das Immunsystem so zu modifizieren, dass die Selbstzerstörung verhindert wird. Die Arbeit wird in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Immunology" publiziert.

Die eigentlichen Täter, die die Immunattacke auf das Gehirn einleiten, sind eine bestimmte Sorte von weissen Blutzellen (Helfer-T-Zellen). Diese werden von Verräterzellen - die das Forschungsteam von Prof. Burkhard Becher letztes Jahr identifizieren konnte - darauf programmiert, das Gehirn anzugreifen. Zur Kommunikation verwenden die Zellen so genannte Zytokine, hormonähnliche Botenstoffe, die das Verhalten dieser selbst-aggressiven Immunzellen beeinflussen. Der Forschergruppe um den Neuroimmunologen Prof. Burkhard Becher ist es jetzt gelungen, diese Kommunikation zu entschlüsseln und so einzugreifen, dass es zu einer Umprogrammierung der bösartigen Zellen kommt.

"Dabei war es wichtig, dass die Schutzfunktion des Immunsystems nicht eingeschränkt wird", erklärt Burkhard Becher. Er zeigt in seiner Publikation in der Fachzeitschrift "Nature Immunology", dass durch eine Blockade des Interleukin-18-Rezeptors auf der Zelloberfläche das aggressive Verhalten der bösartigen Zellen verhindert werden kann. "Wir können damit die Verräterzellen so manipulieren, dass das irregeleitete Immunsystem im Gehirn keinen Schaden mehr anrichten kann", sagt Prof. Becher weiter. "Wir versuchen, diesen Kommunikationsmodus zwischen den Verräterzellen und den bösartigen T-Zellen ganz genau unter die Lupe zu nehmen."

Nachdem der relevante Rezeptor entdeckt ist, suchen die Forscher vor allem nach dem Molekül, welches daran bindet. Je mehr die Kommunikationsformen zwischen Immunzellen bekannt sind, um so eher kann spezifisch eingegriffen werden. "Es ist durchaus wahrscheinlich", so Prof. Becher, "dass diese Art von spezifischer 'Kommunikationsstörung' in Zukunft als Therapiestrategie für MS-Patienten angeboten wird."

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