Adulte spermatogoniale Stammzellen verhalten sich wie embryonale Stammzellen

Neue Möglichkeiten für den Einsatz von Stammzellen in der Medizin

28.03.2006
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bereichs Humanmedizin der Georg-August-Universität Göttingen veröffentlichten eine Arbeit in Nature, in der sie eine Lösung beschreiben, um die ethischen und immunologischen Probleme beim Einsatz von embryonalen Stammzellen in der medizinischen Forschung zu vermeiden. "Wir isolierten spermatogoniale Stammzellen aus Hodengewebe von adulten Mäusen", erklärt Priv. Doz. Dr. Karim Nayernia, Abteilung Humangenetik. Diese Zellen sind physiologisch für die kontinuierliche Bildung von Spermien verantwortlich. Die Göttinger Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Zellen im Reagenzglas kultiviert und in einen Zustand gebracht werden können, der den Eigenschaften von embryonalen Stammzellen entspricht. Die Zellen bilden einen Zellverband (Embryoid body), der spontan in wahrscheinlich alle Zellen des Organismus ausreifen kann. So entstehen nach mehreren Tagen Herzmuskelzellen, die sich wie im Herzen spontan rhythmisch verkürzen. Durch biochemische und physiologische Untersuchungen konnten die Zellen eindeutig als Herzzellen identifiziert werden. Sie lassen sich klar von den ebenfalls entstehenden Skelettmuskelzellen unterscheiden. Weiterhin konnten aus den Zellen spezialisierte Nervenzellen entwickelt werden, die das bei der Parkinsonschen Krankheit fehlende Dopamin produzieren. Auch andere Zellarten wie Gefäßzellen, Hautzellen, Leberzellen, Bauchspeicheldrüsenzellen und Blutzellen konnten bisher aus diesen Stammzellen gewonnen werden. "Die Fähigkeit der von uns kultivierten adulten Zellen in die verschiedensten Gewebe auszudifferenzieren, wurde bisher nur bei embryonalen Stammzellen beobachtet", erläutert Dr. Kaomei Guan, Abteilung Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum. Die Erfindung und deren Anwendung ist international zum Patent angemeldet und wird von der MBM ScienceBridge GmbH, der Technologie-Transferorganisation der Georg-August-Universität Göttingen, verwertet. Gegenwärtig sind die Göttinger Wissenschaftler damit beschäftigt, die entsprechenden Stammzellen beim Menschen zu identifizieren. Die Untersuchungen werden an Biopsien durchgeführt, die im Rahmen von urologischen Eingriffen gewonnen werden. "Sollten die Ergebnisse am Menschen bestätigt werden, wären gleichzeitig das immunologische und das ethische Problem von menschlichen embryonalen Stammzellen gelöst", erklärten die beteiligten Wissenschaftler Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Prof. Dr. Wolfgang Engel, Frau Dr. Kaomei Guan und Herrn Priv. Doz. Dr. Karim Nayernia.

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