BPI: Arzneimittel-Sparvorschläge gefährden Patientenversorgung und Tausende von Arbeitsplätzen

09.10.2001
Die Sparvorschläge des Bundesgesundheitsministeriums zur Senkung der Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung gefährden nach Schätzungen des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kurzfristig eine fünfstellige Zahl von Arbeitsplätzen und verursachen zum Schaden der GKV-Versicherten möglicherweise Lücken in der Arzneimittelversorgung. Das hat der BPI-Vorsitzende Dr. Bernd Wegener heute bei einer Pressekonferenz in Berlin erklärt. Nach Wegeners Worten haben die Maßnahmen eine ordnungs- und industriepolitische Dimension und stellen zusammen mit anderen Sparinstrumenten in der Summe ihrer Belastungen für viele Unternehmen der Pharma-Industrie eine existenzielle Bedrohung dar. Unter dem Slogan „Initiative Pharma-Standort Deutschland: Innovationen fördern – Vielfalt bewahren – Versorgung sichern“ kündigte der BPI Gegenmaßnahmen an. Die Sparmaßnahmen gefährdeten die Arzneimittel- genauso wie die Patientensicherheit, sie verhinderten Investitionen und sie setzten Arbeitsplätze aufs Spiel, erklärte Wegener. Insbesondere die aut-idem-Regelung und die generell erzwungene Preisabsenkung im Bereich der nicht festbetragsgebundenen Arzneimittel würden erhebliche negative Folgen haben. Der BPI-Vorsitzende: „Vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke würden bei einer aut-idem-Regelung, nach der ja künftig nur noch der Wirkstoff aber nicht mehr das Präparat vom Arzt verordnet werden soll, Gefahr laufen, dass sie vielfach unterschiedliche Präparate von ihrer Apotheke bekommen würden. Unterschiedliche Dosierungsangaben, Darreichungsformen, Hilfsstoffe und Anwendungsvorschriften erschweren dem Patienten dann eine vorschriftsmäßige Verwendung.“ Völlig vergessen werde auch, dass vielfach Generika nicht mit identischen Indikationen zugelassen sind wie die Originalprodukte. Die Apotheker seien deshalb damit überfordert, das individuell geeignete Arzneimittel nur anhand der Wirkstoffangabe auszuwählen. Wegener: „Nur der Arzt kann die Therapieverantwortung in vollem Umfang übernehmen.“ Durch die Einführung eines aut-idem-Gebotes, so erläuterte der BPI-Vorsitzende, versuche das Ministerium im „generikafähigen Markt“ zu sparen, einem Bereich, der maßgeblich zur Stabilisierung der Arzneimittelausgaben beitrage. Dieser Markt umfasste in der ersten Hälfte 2001 rund 77,5 Prozent der verkauften Packungen in der GKV und 57 Prozent des Arzneimittelumsatzes in der GKV. Von den gesamten Umsatzsteigerungen von 1,2 Milliarden Mark (Herstellerabgabepreise) seien auf den generikafähigen Markt jedoch nur 116 Millionen Mark entfallen - nicht einmal zehn Prozent. Der Vorschlag, die Herstellerabgabepreise um vier Prozent im Nicht-Festbetragsmarkt zu senken, bezeichnete der BPI-Vorsitzende als „reine Geldbeschaffungsmaßnahme zu Lasten der Industrie, um die hausgemachten GKV-Finanzierungsprobleme zu lösen“. Getroffen würden in besonderem Maße standorttreue, mittelständisch strukturierte pharmazeutische Unternehmen, für die der Absatzmarkt Deutschland und damit die GKV überragende Bedeutung hätten. Es sei fraglich, ob die am Markt verbleibenden Unternehmen die Versorgung sicher stellen könnten und inwieweit für die Patienten der GKV Versorgungslücken entstünden.

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