Stammzellenforscher zuversichtlich trotz Hwang-Skandals

20.02.2006
(dpa) Der Fälschungsskandal um den südkoreanischen Klonforscher Hwang Woo Suk hat die Stammzellenforschung zwar zurückgeworfen, wird ihren Durchbruch aber nicht verhindern und auch nur kurz verzögern. Diese Überzeugung äußerten US-Forscher auf dem Kongress des amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS (American Association of the Advancement of Sciences) in St. Louis (US-Staat Missouri). «Wir müssen jetzt nur ein paar technische Hürden nehmen, die wir schon überwunden zu haben geglaubt hatten», sagte Sean Morrison von der Universität von Wisconsin in Ann Arbor zuversichtlich. Der Glaube an das Potenzial von Stammzellen sei aber ungebrochen, versicherte Morrison vor Journalisten. Die Experten hoffen, mit Hilfe des therapeutischen Klonens einmal kranke Zellen ersetzen und so einige der schwersten Krankheiten heilen zu können, von Alzheimer bis zu Querschnittslähmungen. Die Methode habe sich bei so vielen Tierversuchen durchgesetzt, dass sie irgendwann auch bei Menschen zum Erfolg führen werde. Der Südkoreaner Hwang hatte behauptet, als Erster maßgeschneiderte embryonale Stammzellen von Patienten geschaffen zu haben. Doch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass keine einzige der im Sommer 2005 in «Science» beschriebenen geklonten Stammzellen mit dem Erbgut kranker Menschen existiert. Diese Erkenntnis könnte die Uhr in der Stammzellentechnologie je nach Forschungsbereich zwischen sechs Monaten und 36 Monaten zurückdrehen, schätzt der US-Experte Leonard Zon von der Harvard-Universität. Dagegen befürchtet die Bioethikerin Laurie Zoloth von der Northwestern Universität in Evanston (Illinois) einen nachhaltigen Vertrauensverlust als Folge von Hwangs Fälschung. Der Chefredakteur von «Science», Donald Kennedy, versprach, dass das renommierte Wissenschaftsjournal alle nötigen Konsequenzen aus dem Skandal ziehen werde. Zwei unabhängige Untersuchungen sollten aufzeigen, wo die interne Kontrolle bei «Science» im Fall Hwang versagt hatte und wie Fehlinformationen, absichtlich oder aus Versehen, in Zukunft vermieden werden können. Verhaltene Kritik übten die Experten auch an ihrem Kollegen Gerald Schatten, der sich als einer der federführenden Mitautoren von Hwangs «Science»-Veröffentlichung von 2005 ausgegeben hatte. Die Universität von Pittsburgh hat ihrem Biologen Schatten nach einer Überprüfung seiner Rolle bei der Hwang-Studie Fehlverhalten vorgeworfen. Demnach hätte Schatten seiner Verantwortung gerecht werden und als Koautor die Ergebnisse von Hwang überprüfen müssen. Der Untersuchungsausschuss der Universität Pittsburgh kam auch zu dem Schluss, dass Schatten durch seine Beziehung zu dem damals noch unbescholtenen Hwang auf die Anerkennung von Stammzellenforschern baute. Er nominierte Hwang für die Mitgliedschaft der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (NAS) und den Nobelpreis und nahm von diesem eine Zahlung in Höhe von 40.000 Dollar (33.500 Euro) an, wie die Universität Pittsburgh berichtete.

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