Kieler erforschen Ursachen von Darmerkrankungen

26.08.2005

In einer Veröffentlichung in PLoS medicine haben deutsche Wissenschaftler aus der Arbeitsgruppe von Prof. Stefan Schreiber, Leiter des Instituts für klinische Molekularbiologie am UK S-H, Campus Kiel, die Aktivität (Expression) zehntausender Gene von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) untersucht. Ziel der Studie war es, mittels des genomweiten Ansatzes, ein umfassendes Bild darüber zu erhalten, welche Gene bei diesen Erkrankungen aktiviert sind.

Mit Mikroarrays konnten die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Schreiber herausfinden, dass sich in 650 Genen die Aktivität zwischen gesunden und erkrankten Patienten unterschied. Interessanterweise fanden die Forscher in der überwiegenden Zahl der Fälle eine verringerte Aktivität der Gene, die zu einem Ausfall bestimmter Funktionen führen kann. Bei M. Crohn zeigten 84% der Gene verringerte Aktivität, bei Colitis ulcerosa etwa 42%. Insgesamt waren 122 gemeinsame Gene in beiden Krankheitsbildern reguliert, wobei keines davon in der einen Krankheit erhöhte Aktivität und in der anderen Krankheit verringerte Aktivität zeigte. Dies unterstützt die Hypothese, dass beiden Erkrankungen gemeinsame entzündliche Prozesse zugrunde liegen.

Diese Erkenntnis wird ebenso dadurch unterstützt, da man bei jüngsten klinischen Entwicklungen festgestellt hat, dass bestimmte Therapien oft bei beiden Erkrankungen anwendbar sind. In einem zweiten Teil der Untersuchung beschäftigten sich die Wissenschaftler mit den Mustern der Gen-Expression. Dabei entdeckten sie Veränderungen in vielen Genen, die funktionell mit abnormen Immunantworten in beiden Erkrankungen einhergingen. Außerdem fanden sie bei der Colitis ulcerosa Veränderungen in den Genen, die für Zellwachstum und -vermehrung verantwortlich sind. Colitis ulcerosa und M. Crohn sind häufige chronische Krankheiten mit wiederkehrenden Krankheitsschüben.

Diese Studie macht deutlich, wie komplex der zugrunde liegende Krankheitsprozess in diesen beiden Erkrankungen ist, zeigt dadurch aber auch eine Vielzahl potentieller Wege für zukünftige Forschungsansätze auf.

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