Aventis will Sanofi-Attacke abwehren - Brüssel hätte keine Einwände

30.01.2004
(dpa) - Der deutsch-französische Pharmakonzern Aventis sieht wachsende Chancen, die Übernahmeattacke des Konkurrenten Sanofi-Synthélabo abzuschmettern. «Wir haben die Mittel», den Kauf abzuwehren, sagte Aventis-Chef Igor Landau am Donnerstag dem französischen Rundfunksender Europe 1. «Wir prüfen alle Szenarien und schließen dabei nichts aus», sagte Landau. Er sieht eine harte Schlacht mit dem Konkurrenten voraus, der am Montag 47 Milliarden Euro für Aventis geboten hatte. Landau nannte das Angebot des Konkurrenten lächerlich. «Alles was nicht 40 bis 50 Prozent höher ist, ist nicht interessant.» Nach dem Management hatte am Mittwochabend auch der Aufsichtsrat das Angebot abgelehnt. Die EU-Kommission dürfte einem Verbund von Sanofi-Synthélabo und Aventis keine Steine in den Weg legen, falls die Pharmakonzerne mit Brüssel zusammenarbeiten. Diese Erwartung äußerten Branchenexperten am Donnerstag in Brüssel. Bisher wurde kein Angebot zur Übernahme von Aventis in Brüssel zur Genehmigung angemeldet. Zwar könnte ein neuer Konzern mit erheblicher Marktmacht und Schwerpunkt in Frankreich entstehen. Doch in der Pharmabranche seien Wettbewerbsprobleme vergleichsweise einfach zu lösen, da für Brüssel jedes Produkt einen einzelnen Markt darstelle. Die Aventis-Aktie stieg am Donnerstag bis zum Nachmittag weiter um 1,07 Prozent auf 61,15 Euro. Vor dem Übernahmeangebot am Montag hatte die Aktie weniger als 58 Euro gekostet. Dagegen steht die Aktie von Sanofi seit Beginn der Attacke auf der Verkaufsliste der Börsianer. Ihr Kurs fiel von rund 58 auf weniger als 56 Euro und gab am Donnerstag weiter auf 55,26 Euro nach. Anders als noch vor einer Woche ist Aventis damit an der Börse wieder mehr wert als Sanofi-Synthélabo. Außerdem sinkt der Wert des Übernahmeangebotes, weil der Kauf zum Großteil in Sanofi-Aktien bezahlt werden soll. Manche Börsianer spekulieren nun, Aventis könnte umgekehrt versuchen, Sanofi zu erwerben. «Unser bevorzugtes Szenario ist aber nicht das Gegenangebot, sondern das organische Wachstum von Aventis, wobei man die Gruppe so lässt, wie sie ist», sagte Landau. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bekräftigte am Donnerstag sein Interesse an der Erhaltung der Aventis-Forschung in Deutschland. Die Pharmabranche gehöre zu den Zukunftsmärkten, sagte Clement im Bundestag. Auch die französische Regierung hat ihr Interesse an der Erhaltung der Arbeitsplätze bekundet. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs hat den französischen Pharmakonzern Sanofi wegen seiner Anzeigenkampagne in der Übernahmeschlacht um Aventis abgemahnt. «Die Werbung verstößt gegen die guten Sitten», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Hans-Frieder Schönheit am Donnerstag in Bad Homburg. «Es wird suggeriert, dass Sanofi nach der Übernahme von Aventis einem bisher unheilbar kranken Kind helfen kann. Das ist irreführend.»

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