Biotech-Branche sieht sich vor hartem Ausleseprozess

27.10.2003
(dpa) - Die derzeitige Konsolidierungsphase in der deutschen Biotech-Branche bietet nach Einschätzung von Investoren auch Chancen. Allerdings muss sich die Branche auf einen harten Ausleseprozess einstellen. Langfristig könnten sich im internationalen Wettbewerb voraussichtlich nur 5 bis 10 Unternehmen durchsetzen, sagte Alexandra Goll von Techno Venture Capital am Donnerstagabend im Club Wirtschaftspresse München. In den Boom- Jahren 1999 und 2000 gab es rund 400 Biotech-Unternehmen in Deutschland. Tendenziell werde in Deutschland derzeit weniger investiert bei qualitativ höheren Ansprüchen. Grundsätzlich sei die Existenz einer bestimmten Anzahl von Firmen in Deutschland erforderlich, um international wettbewerbsfähig zu werden, betonte Goll. «Auch neue Firmen sollten nachwachsen und in diesen Kreis hineinprosperieren können.» Für den Finanzvorstand des Münchner Unternehmens GPC Biotech, Mirko Scherer, ist die aktuelle Entwicklung absehbar gewesen. «Wir haben jetzt eine Durststrecke, aber das hat jeder wissen müssen.» Besonders gute Aussichten böten sich Unternehmen, die starke Partner in der Pharma-Industrie finden. So unterhält GPC Biotech bereits seit Jahren enge Beziehungen mit dem Pharma-Konzern Altana. «Wir generieren 80 Prozent unseres Umsatzes über Altana», sagte Scherer. Die Industrie sei stets auf der Suche nach vielversprechenden Produkten. GPC Biotech setzt derzeit vor allem auf das Krebs-Medikament Satraplatin. Von der für Anfang 2007 geplanten Markteinführung verspricht sich das Unternehmen mittelfristig Umsätze von rund einer halben Milliarde US-Dollar. Innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate will GPC einen Partner für den Vertrieb gewinnen. Die Biotech-Firma MediGene sieht sich dagegen bisher weniger eng mit der Pharma-Branche verbunden, rechnet aber durch die noch für dieses Jahr erwartete Zulassung des Krebs-Therapeutikums Leuprogel in Deutschland mit Kooperationen mit großen Partnern. Derzeit ist MediGene mit mehreren Unternehmen in Verhandlungen, die auch verschiedene andere europäische Länder abdecken. Auch ein weiteres in Medikament sei bereits in der letzten Stufe der klinischen Entwicklung. Langfristig werde das Unternehmen am Aufbau von Vertriebsstrukturen arbeiten. «Es wird auch eine Herausforderung bleiben, eine Pipeline aufzubauen». GPC Biotech hatte im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Vorsteuerverlust von knapp 11 Millionen Euro gemacht, bei einem Umsatz in etwa gleicher Höhe. MediGene hatte durch Einsparungen im Bereich Forschung seinen Verlust zum Halbjahr deutlich reduziert. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verringerte sich das Minus von 21,2 Millionen Euro auf rund 17,4 Millionen Euro. Grund dafür war nach Unternehmensangaben vor allem die Einstellung der Entwicklung von zwei Medikamenten, wodurch die Ausgaben deutlich gesenkt worden seien.

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