Wachstum der Bioinformatik-Branche verlangsamt sich

16.10.2003

München (dpa) - Nach dem Boom der Bioinformatik-Industrie Ende der 90er Jahre hat sich das Wachstum der Branche in Deutschland deutlich verlangsamt. «Die Vision war falsch, dass die Pharmaindustrie das Ziel vorgibt und die Bioinformatik den medizinischen Wirkstoff nennt», sagte der Leiter des Bioinformatik-Instituts am GSF- Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (Neuherberg), Prof. Hans- Werner Mewes.

Trotz der «anfangs übertrieben Erwartungen» sehe er für die Bioinformatik jedoch große Chancen in der Zukunft. Mit den Methoden der Datenverarbeitung könnten die Forschung beschleunigt und Medikamente schneller auf den Markt gebracht werden, sagte Mewes im Vorfeld der Deutschen Bioinformatik-Konferenz, die an diesem Sonntag in München beginnt.

Zur Entwicklung neuer Medikamente vergleichen die Wissenschaftler gesunde und kranke Zellen, um festzustellen, welche Gene für die Veränderungen verantwortlich sind. Da das menschliche Genom aus geschätzt 30 000 Genen bestehe, gingen die Kombinationsmöglichkeiten in die Milliarden, sagte Ralf Zimmer, Professor für Bioinformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität-München. Die Informatik habe die Werkzeuge, um diese großen Zahlen zu erfassen. «Daher wissen die Biologen, welche Experimente sinnvoll sind. So sparen wir uns zwei bis drei Jahre Arbeit», erläuterte Zimmer.

Biotechnologie-Unternehmen seien in Deutschland stark vertreten, sagte Mewes. Hochschulabsolventen hätten deshalb trotz der Stagnation in der Branche immer noch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Für viele Firmen und Forschungsgruppen an den Universitäten sei die Suche nach Bioinformatikern schwierig. «Mittlerweile kommen sogar qualifizierte Wissenschaftler aus den USA wieder nach Deutschland zurück, um hier zu arbeiten», sagte Zimmer. Die hiesige Forschungslandschaft könne mit den Vereinigten Staaten mithalten. Zwischen den Fördersummen für Versuchsprojekte lägen allerdings Welten. US-Forschern stehe ein Vielfaches der deutschen Forschungsgelder zur Verfügung.

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