Mikrobiologe: Sonden sind Zukunft der Viren- und Bakteriendiagnose
30.09.2003
(dpa) - Viren und Bakterien können nach Ansicht des Dresdner Mikrobiologen Enno Jacobs künftig deutlich schneller nachgewiesen werden. «Dafür sorgen auf Chips aufgebrachte Sonden», sagte der Institutschef für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden in einem dpa-Gespräch.
Das Verfahren komme vorerst bei entsprechenden Erkrankungen der Lunge und dem Aufspüren der Krankenhauskeime Staphylokokken zum Einsatz. Damit könnten bislang Tage und Wochen dauernde Nachweise auf Stunden reduziert werden. «Wir können so den Kreis möglicher Infizierter kleiner halten und größere Quarantänemaßnahmen eventuell umgehen», sagte er.
Das neue Verfahren, das auf der am Sonntag in Dresden beginnenden 55. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft vorgestellt werden soll, lässt die Mediziner schneller und gezielter auf bestimmte Erreger reagieren. «Das Erbgut der Bakterien und Viren wird molekularbiologisch isoliert und vervielfältigt», sagte Jacobs.
Die gewonnenen Erbgutträger DNA oder RNA werden auf den Chip aufgebracht. «Die dort befindliche Sonde identifiziert das Erbgut der Bakterien und kann zum Beispiel auch bekannte Mutationen erkennen», erklärte Jacobs. Der Arzt könne daraufhin bestimmte Antibiotika einsetzen, gegen die der Erreger noch nicht resistent ist.
Auch bei der Abwehr möglichen Bioterrors komme der Sonden- Technologie große Bedeutung zu. «Nach dem 11. September 2001 gab es viele Milzbrand-Trittbrettfahrer, die weißes Pulver verschickten», sagte Jacobs. Die Experten mussten prüfen, ob wirklich gefährliche Substanzen versendet wurden. «Mit der Sondentechnik können wir dem immer bestehenden Risiko des Bioterrors einfach schneller begegnen.»
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