Deutsche Forscher ziehen Studie zur Therapie von Nierenkrebs zurück

16.09.2003
London (dpa) - Göttinger und Tübinger Forscher haben eine Studie über Therapieerfolge bei Nierenkrebspatienten wegen fehlerhafter Darstellungen zurückgezogen. Die Untersuchung war Anfang 2000 im britischen Fachjournal «Nature Medicine» veröffentlicht worden und hatte für großes Aufsehen bei Forschern und Laien gesorgt. Die insgesamt 15 Autoren zogen die Studie in der aktuellen Ausgabe von «Nature Medicine» (BD. 9, S. 1093 und 1221) zurück. «Wir erörtern in den zuständigen Gremien, welche Vorkehrungen wir treffen können, damit Ereignisse dieser Art sich nicht wiederholen», sagte der Göttinger Universitäts-Präsident Prof. Horst Kern der dpa am Freitag. In der Studie ging es um einen neuartigen Impfstoff gegen Nierenzellkrebs und dessen Metastasen. Der Impfstoff aktiviere das körpereigene Immunsystem der Patienten, um einen bereits bestehenden Tumor zu bekämpfen, schrieben die Autoren 2000. Der Stoff sei durch die Verschmelzung von Tumorzellen des jeweiligen Nierenkrebspatienten mit im Labor kultivierten Abwehrzellen hergestellt worden. Als Grund für den Rückzug nannten die Forscher, einige unkorrekte Aussagen gemacht zu haben und Daten, Ergebnisse und Schlussfolgerungen falsch präsentiert zu haben. Schon 2001 hatten Experten Zweifel an der Studie geäußert. Die Universität in Göttingen setzte ein Ombudsgremium zur Überprüfung ein, da der Erstautor aus Göttingen stammte. Die Arbeit an der Impftherapie selbst stellte das Gremium nicht in Frage. Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass Patienten geschädigt oder belastet wurden. Das Gremium und vier externe Gutachter warfen dem Erstautor bereits im November 2002 jedoch wissenschaftlichtliches Fehlverhalten vor. Ergebnisse seien unzureichend dokumentiert und die Studie mit Patienten nicht der Ethikkommission der Hochschule vorgelegt worden.

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