Neuer Test für das Risiko einer Transplantatabstoßung

Risikoabschätzung erlaubt Anpassung der immunsuppressiven Therapie

28.03.2003

Wissenschaftler der Abteilung Transplantationsimmunologie am Universitätsklinikum Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Gerhard Opelz) haben jetzt eine einfache Methode entwickelt, mit deren Hilfe bereits vor der Transplantation festgestellt werden kann, ob ein Patient wahrscheinlich eine Abstoßung erleiden wird. Sie Messen das im Blut zirkulierende lösliche Rezeptorprotein sCD30, das eine erhöhte Abstoßungswahrscheinlichkeit signalisiert.

Wenn die Niere nach einer Transplantation versagt, liegt meist eine Abstoßung des Organs zugrunde. Bei welchem Patienten muss damit gerechnet werden ? Welcher bleibt davon verschont? Bislang war es unmöglich, eine Antwort auf diese Fragen zu geben. Nur bestimmte Antikörper, sogenannte "Panel Reactive Antibodies", gaben einen Hinweis auf eine frühe akute Abstoßungsgefahr, sind aber nicht bei allen Transplantatempfängern vorhanden. Das Risiko der chronischen Abstoßung versuchte man anhand einer Biopsie einzuschätzen, der Entnahme von Gewebestückchen aus dem Transplantat.

"sCD30 gehört zu den Rezeptoren in der Zellwand von T-Immunzellen, die Zellhormone z.B. Zytokine produzieren. Nach Aktivierung der T-Zellen werden sie ins Blut abgegeben"; erklärt Privatdozent Dr. Caner Süsal. Einer Reihe von Erkrankungen wie Multiple Sklerose und AIDS gehen mit erhöhten sCD30 Spiegeln einher. Die Heidelberger Wissenschaftler untersuchten Blutproben von mehr als 3.900 Patienten, die im Rahmen der internationalen Transplantationsstudie CTS zur Verfügung standen und verglichen die Ergebnisse mit der Transplantatfunktion nach fünf Jahren. 901 Patienten mit hohem sCD30 Spiegel zeigten eine niedrigere Funktionsrate (64 Prozent) als 2998 Patienten mit einem niedrigen sCD30 (75 Prozent).

Risikoabschätzung erlaubt Anpassung der immunsuppressiven Therapie

"Patienten mit hohem sCD30 können in Zukunft vermutlich von vorneherein mit einer stärkeren Immunsuppression behandelt werden", erklärt Prof. Opelz. Der Erfolg der Transplantation könnte dadurch verbessert werden. Im Gegenzug könnten Patienten, deren Abstoßungsrisiko gering erscheint, niedrigere Dosen erhalten und damit geringeren Nebenwirkungen wie Infektionen oder Tumorentwicklung ausgesetzt werden.

Welche Bedeutung kommt sCD30 in der Frühphase nach der Transplantation zu? Gemeinsam mit dem Leiter der Sektion Nierentransplantation, Prof. Dr. Manfred Wiesel, untersuchten die Heidelberger Wissenschaftler, die sCD30 Spiegel bei 56 Patienten in den ersten Tagen nach der Transplantation. War dieser erhöht, so stellten sich eher Komplikationen ein. Eine drohende Abstoßung ließ sich bereits mehrere Tage früher erkennen als durch eine Nierenbiopsie. Dieses Ergebnis wird zur Zeit in einer großen multizentrischen Studie im Rahmen der Heidelberger CTS überprüft, der "Collaborative Transplant Study, die mehr als 250.000 Datensätze von Transplantationen umfasst.

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