Charité spürt Ärztemangel: Weniger Bewerber - 50 Medizinerstellen unbesetzt

Rückgang an qualifizierten Bewerbern / Arbeitsbedingungen in der Unimedizin gelten als unattraktiv / Mit geregelten Arbeitszeiten und Klinikkitas um Mediziner werben

12.03.2003

Der Ärztemangel hat jetzt auch das Universitätsklinikum Charité erreicht: Dort sind zur Zeit 50 Stellen unbesetzt, was etwa 5,5 Prozent aller Arztpositionen entspricht. "Es fehlt neuerdings an Bewerbern mit geeigneter Qualifikation", begründet Charité-Dekan Professor Joachim Dudenhausen die Vakanzen. Das gesuchte Personal - es reicht vom Arzt im Praktikum bis zum Fachmediziner - wird zum überwiegenden Teil für die Umsetzung der neuen Arbeitszeitgesetze benötigt. "Der Krankenhausbetrieb ist durch die unbesetzten Stellen aber nicht in Gefahr", so Dudenhausen.

Den Schwund an Top-Kandidaten bestätigt auch eine Umfrage unter den Chefs der einzelnen Charité- Abteilungen. Danach stellte eine Mehrheit der Befragten einen deutlichen Rückgang an Bewerbungen pro Stellenausschreibung fest; gleichzeitig wurden starke Defizite bei der erforderlichen Qualifikation und Eignung der Bewerber beklagt. Die meisten Abteilungen prognostizierten zudem, dass sich der Mangel an qualifizierten Medizinern noch weiter verschärfen würde.

"Die Arbeitsbedingungen in Universitätskliniken werden vom Nachwuchs offenbar als schlecht und unattraktiv empfunden", so Dudenhausen. "Unimedizin bedeutet in den Augen der heutigen Berufseinsteiger viel und unregelmäßige Arbeit mit Schicht- und Nachtdienst, hierarchische Entscheidungsstrukturen und vergleichsweise wenig Lohn. Und die Perspektive, für diese harten Jahre später mit lukrativen Chefarztverträgen oder einträglichen Praxen belohnt zu werden, fällt zunehmend weg."

Um die Attraktivität der Universitätskliniken wieder zu erhöhen, müsse die Arbeitsbelastung des Einzelnen verringert werden, so Dudenhausen weiter. "Die nachrückenden Generationen akzeptieren einen geringeren Verdienst, wenn genügend Zeit für Familie und Hobbys bleibt. Deshalb sollten die Kliniken es hochqualifizierten Anwärtern, speziell Frauen, leichter machen, Kind und Klinikjob zu vereinen - durch Kitas beispielsweise, die entsprechende Öffnungszeiten anbieten."

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