Der Europamarkt für hämatologische
Diagnostik kommt wieder in Schwung. Während die
meisten Test-Methoden schon über zehn Jahre alt sind und das Potenzial für eine weitere
Expansion erschöpft schien, sieht die Unternehmensberatung
Frost & Sullivan jetzt neue Wachstumsmöglichkeiten. Im Jahr 2002 noch auf 600
Millionen US-Dollar beziffert, soll der Marktwert bis 2009 auf über 750 Millionen
US-Dollar steigen.
Laut Analyst Alex Wong von Frost & Sullivan erhält die Branche Aufwind durch den
zunehmenden Einsatz von innovativen, vergleichsweise teuren laborbasierten Tests sowie
durch Hämoglobin-Tests im Point-of-Care-Format. Unterstützt wird der Trend durch die
zentrale Bedeutung von
Bluttests innerhalb der Routine-Diagnostik und -Überwachung
sowie durch die europaweit wachsende Zahl an älteren Menschen, die sich solchen Tests
unterziehen.
Genauere Diagnose durch neue Testverfahren
Bei Routine-Screenings setzen die Anwender auch weiterhin auf die traditionelle
Vorgehensweise. Grundlage bleibt der Standard-Bluttest mit vollständigem Blutbild
(Complete Blood Count, CBC). Entsprechend ist in diesem Sektor mit einem gleichbleibend
hohen Umsatzvolumen zu rechnen. Neue Impulse gehen dagegen von qualitativ hochwertigen,
innovativen Systemen mit verbesserter Funktionalität aus. "Die modernen Prüfverfahren
sind zuverlässiger, sensibler und noch weiter automatisiert und ermöglichen daher eine
exaktere Diagnose als ihre Vorgänger," erläutert Wong. "Außerdem lassen sich damit auch
vergleichsweise neue Parameter testen wie zum Beispiel Variationen von Leukozyten und
Thrombozyten." Die hohen Preise der neuen Testverfahren werden das Marktwachstum ebenso
vorantreiben wie die Erlöse aus der Kombination CBC plus
Leukozytendifferential-Zählung, die voraussichtlich nach und nach die
CBC-Stand-alone-Tests ersetzen wird.
Labors behaupten sich weiterhin gegenüber Point-of-Care
ngesichts der immer schärferen Budgetkontrollen im Gesundheitswesen ist laut Frost &
Sullivan allerdings davon auszugehen, dass sich die Einführung der teureren Tests
kurzfristig verzögern wird. Als zusätzliche Wachstumsbremse erweist sich die Tatsache,
dass Hämoglobin, der wichtigste Blutmarker bei Point-of-Care-Tests, bereits als
Bestandteil einer umfassenderen, mithilfe von automatisierten Blutgas-Analysatoren
durchgeführten Testreihe angeboten wird. Weil diese Analysegeräte in Krankenhäusern
installiert sind, ist davon auszugehen, dass die meisten Tests weiterhin in
Klinik-Labors durchgeführt werden statt patientennah, also direkt am "Point of Care".
Dass das Labor auch zukünftig die Hauptrolle bei der hämatologischen Diagnostik spielen
wird, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die großen Krankenhauslabors derzeit durch
kleinere Labors und mobile Einheiten für den flexiblen Einsatz in Kliniken oder am Ort
der Erstversorgung erweitert werden.
Sysmex und ABX neue Konkurrenten im Markt
Der Labor-Sektor wird laut Frost & Sullivan von fünf Unternehmen dominiert, an der
Spitze
Beckman Coulter. Ernsthafte Konkurrenz ist allerdings durch Sysmex und ABX zu
erwarten, die mit ihrem gemeinsamen Hämatologie-Schwerpunkt, kontinuierlichen
F&E-Bemühungen und innovativen Produkten ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis
stellen. Im kleineren Sektor für POC-Hämoglobintests wird die Firma Hemocue
voraussichtlich ihr Monopol halten können. "Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich
die Angst vor einer rückläufigen Marktentwicklung langsam legt und die Akteure wieder
zuversichtlicher in die Zukunft blicken," so Alex Wong.