Expertenanhörung zum Umgang mit Stammzellen in Brüssel

Leipziger Unternehmer fordert gleiche Standards in ganz Europa

03.02.2003

Brüssel/Leipzig: Die Forschung und Arbeit mit menschlichen Zellen und Gewebe soll in der Europäischen Union auf eine einheitliche Grundlage gestellt werden. Eine EU-Richtlinie zu Qualitäts- und Sicherheitsstandards für den Umgang mit menschlichen Zellen und Geweben ist bereits in Vorbereitung. Aus diesem Grund wurden am 29.1.2003 Experten aus Industrie und Forschung zu einer öffentlichen Anhörung ins EU-Parlament geladen.

Dr. Peter Liese, MdEP, Berichterstatter der EU-Kommission im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherpolitik, wertete die Anhörung als Erfolg. Er habe erwartet, dass es Unterschiede zwischen der Industrie und den ethischen Auffassungen gebe - "das ist aber nicht so."

Derzeit gelten in den EU-Ländern unterschiedliche Standards und Vorschriften für den Umgang mit menschlichen Zellen und Geweben. Dr. Eberhard F. Lampeter, Vorstand der größten privaten europäischen Nabelschnurblutbank VITA 34, forderte daher verbindliche Anforderungen für alle Mitgliedsstaaten. "Nur gleiche Basisanforderungen in jedem Land können den EU-Markt für alle Anbieter öffnen und der Industrie erlauben zu wachsen."

Die neue Richtlinie soll nicht nur das Recht in den EU-Mitgliedsländern harmonisieren, sondern auch den Schutz der Patienten verbessern. Strenge Vorschriften sollen sicherstellen, dass beispielsweise die Spende und Bearbeitung von Zellen und Geweben überall in Europa den gleichen Sicherheits- und Qualitätsstandards unterliegt. Lampeter sprach sich dafür aus, diese Vorschriften auszuweiten und auch auf die vorsorgliche Konservierung von eigenem Zellmaterial zu übertragen: "Die Risiken für den Patienten sind die gleichen, wenn durch falsche Bearbeitung die Stammzellen zerstört werden und das Transplantat nicht anwächst." Bei VITA 34 werden Nabelschnurblut-Stammzellen konserviert, damit sie dem Besitzer im Falle einer späteren Erkrankung zu Behandlungszwecken zur Verfügung stehen.

Prof. David A. Prentice, Indiana State University, verwies in dem Zusammenhang auf die Schwierigkeiten, in absehbarer Zeit mit embryonalen Stammzellen tatsächlich Krankheiten behandeln zu können. "Es gibt Probleme mit der Abstoßungsreaktion und ein deutliches Potenzial zur Tumorbildung und Zerstörung von Gewebe." Noch größer seien die Probleme beim therapeutischen Klonen, wo es bislang auch im Tierversuch keinerlei Erfolge gab. Deutlich Erfolg versprechender sei dagegen der Einsatz von adulten Stammzellen aus dem Nabelschnurblut und dem Knochenmark. Es scheint, dass sie "alle Körperzellen bilden" und auch Gewebe reparieren können.

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