Für Kinder zugelassene Medikamente fehlen - Behandlung riskant auch für Ärzte

14.11.2002
Hannover (dpa) - Wegen der großen Zahl nicht für Kinder zugelassener Arzneimittel besteht für junge Patienten wie auch für Ärzte ein erhebliches Risiko bei der Behandlung. Rund 80 Prozent der Medikamente, die bei Kindern eingesetzt würden, seien nicht eigens für sie zugelassen, sagte der Arzneimittel-Experte an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Prof. Jürgen Frölich, am Mittwoch bei einer Fachtagung zum Medikamentenkonsum von Kindern. Die Ärzte bewegten sich deshalb ständig in einer «Grauzone». Bei vielen notwendigen Medikamenten ist nicht wissenschaftlich untersucht, wie sie bei Kindern zu dosieren sind und wie sie wirken, erklärte Frölich, der das Institut für Klinische Pharmakologie an der MHH leitet. Für die kleinen Patienten bestehe deshalb eine Gefahr, falsch behandelt zu werden. Aber auch die Kinderärzte gingen ein erhebliches Risiko ein, sagte Frölich. «Wenn etwas passiert, ist der Arzt haftbar.» Es sind nur wenige Medikamente für Kinder zugelassen, da die Pharma-Industrie kaum klinische Arzneimittel-Studien an Kindern durchführt. Solche Tests sind Voraussetzung für eine Medikamenten- Zulassung. Der Pharmakologe Frölich hält die Arbeit der Kinderärzte trotz der Probleme für vorbildlich: Sie seien in der Auswahl der Medikamente so geschickt gewesen, dass sich keine der Arzneimittel-Katastrophen im Erwachsenen-Bereich auf die Kinder ausgedehnt habe, sagte er bei der Fachtagung, die von der Techniker Krankenkasse und der Landesvereinigung für Gesundheit in Niedersachsen veranstaltet wurde. Kinder und Jugendliche schlucken aus Sicht der Landesvereinigung zu früh zu viele Medikamente wie etwa Schlafmittel und Tabletten gegen Kopfschmerzen. Auch der Arznei-Experte Frölich sagte, vor allem der Verbrauch von nicht verschriebenen, selbst gekauften Medikamenten sei zu hoch. «Bei Erkältungen sollten Kinder öfter auf Arzneimittel verzichten und mehr Fenchel-Tee-trinken.» Die Techniker Krankenkasse rät, bei stressbedingten Kopfschmerzen nicht gleich zur Pille zu greifen, sondern Sport und Entspannungsübungen zu machen. dpa mw yyni hu

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