Erbgut des Malaria-Erregers und der Anopheles-Mücke entziffert

07.10.2002
London/Washington (dpa) - Das Erbgut des Malaria-Erregers und der Malaria-Mücke ist entziffert. Dies ist das Ergebnis zweier am Mittwoch vorgestellter Studien internationaler Forschergruppen. Die Genomdaten könnten zur Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente, Insektengifte und Impfungen werden, hoffen die Wissenschaftler. Malaria ist die weltweit bedeutsamste Tropenkrankheit. Sie tötet nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation etwa eine Million Menschen im Jahr. Rund 90 Prozent der Opfer leben in Afrika südlich der Sahara, fast drei Viertel sind Kinder unter fünf Jahren. Zwischen 300 Millionen und 500 Millionen Menschen werden jährlich neu infiziert. Das britische Fachblatt «Nature» (BD. 419, S. 498) veröffentlicht am Donnerstag die Analyse des Genoms von «Plasmodium falciparum». Der einzellige Parasit vermehrt sich in der Leber und den roten Blutkörperchen des Menschen und verursacht dabei die für Malaria typischen Fieberschübe. Diese Arbeit entstand unter Leitung von Malcolm Gardener vom Institut für Genomforschung in Rockville (US- Staat Maryland). Das US-Journal «Science» (Bd. 298, S. 129) publiziert am Freitag das Erbgut der Malaria-Mücke «Anopheles gambiae». Die Moskitos sind die wichtigsten Überträger der Einzeller, die mit den Blut saugenden Insekten von Mensch zu Mensch gelangen. Erstautor dieser Untersuchung ist Robert Holt vom US-Biotechnik-Unternehmen Celera Genomics (ebenfalls Rockville). Die Gendaten von Stechmücke und Einzeller stehen anderen Forschern zur Verfügung, heißt es in den beiden jeweils von zahlreichen Fachaufsätzen begleiteten Studien. Die Mücke hat nach den neuen Ergebnissen schätzungsweise etwa 280 Millionen Erbgut-Bausteine, bei Plasmodium sind es rund 23 Millionen. Zum Vergleich: Der Mensch besitzt drei Milliarden DNA-Bausteine. Die Daten seien nur die Grundlage für die Schaffung neuer Strategien gegen die Malaria, betonen beide Forscherteams. Jetzt müsse in den Genomen der beiden Organismen nach Zielen und Mechanismen für neue Medikamente gesucht werden. Derartige Substanzen könnten künftig beispielsweise verhindern, dass die Mücken ihre menschlichen Opfer erschnüffeln. Wirksam sei es voraussichtlich auch, das Eindringen der Einzeller in die roten Blutkörperchen zu verhindern. Denkbar wäre ebenfalls, gentechnisch veränderte und damit für den Menschen ungefährliche Mücken in die Natur zu entlassen. Sie sollen dann die natürlichen Varianten verdrängen.

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