Forscher kritisieren Schockbilder auf Zigarettenschachteln

30.01.2013 - Luxemburg

Teerlungen, Wundbrandbeine, Kehlkopflöcher: Mit Schockbildern auf Zigarettenschachteln will die EU-Kommission Rauchern ihre Sucht verleiden. Hirnforscher und Marketingexperten bezweifeln den Sinn dieser Maßnahme, wie das Magazin New Scientist in seiner neuen Ausgabe schreibt.

Die Schockfotos kommen offenbar nicht gegen das erlernte Suchtverhalten an, schreibt der New Scientist. Sie prägen sich zwar besser ein als Warntexte wie "Rauchen kann tödlich sein" - der Anblick einer Zigarettenschachtel aktiviert aber dennoch das Lust- und Suchtzentrum im Gehirn, fanden Neurologen mithilfe eines Magnetresonanztomografen heraus. "Der Raucher ergänzt das Markenschema einfach um die Schockbilder", kommentiert Psychologie- und Marketingexperte Alexander Schimansky von der International School of Management in Düsseldorf.

Immer drastischere Warnungen auf Zigarettenschachteln könnten sogar schaden, warnt Sabine Glock von der Universität Luxemburg: "Warnbilder bedrohen den Raucher. Dieser will sich verteidigen und verfällt in eine Trotzreaktion." Raucher wissen genug über ihr Risiko, glaubt die Sozialpsychologin - dieses Wissen könne man mit subtileren Packungsbotschaften aktiveren.

Statt immer mehr empfiehlt Glock: "Der Informationsgehalt muss regelmäßig verändert werden, damit die Hinweise ihre Wirkung behalten." Und um jeder Zielgruppe gerecht zu werden: Jugendliche müssten völlig anders angesprochen werden als erwachsene Raucher.

In Kanada, das 2001 als erstes die drastische Packungsdekoration einführte, zeigte sich laut den Recherchen des New Scientist kein nennenswerter Effekt auf den Tabakkonsum - er ist dort ohnehin seit Jahren ebenso rückläufig wie in Deutschland, das auf Tabaksteuer, Aufklärungskampagnen und Rauchverbote setzt. Auch aus dem Vorreiterland Australien liegen keine überzeugenden Zahlen vor.

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