Allergologe: 35 Prozent der Deutschen sind potenzielle Allergiker

12.09.2002

   Dresden (dpa) - Nach Einschätzung des Allergologen Wolfgang Leupold sind 35 Prozent der Deutschen potenzielle Allergiker. «Vor allem in den letzten Wochen der Schwangerschaft und den ersten Lebensmonaten wird der Grundstein für spätere Allergien gelegt», sagte Leupold am Dienstag in Dresden. Rauchen in der Schwangerschaft und eine Antikörper-Belastung der Mutter seien Risiken für das Kind. Leupold ist Tagungspräsident des 27. Kongresses des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) vom 13. bis 15. September in Dresden.

   Besonders Kinder sind Allergien verstärkt ausgesetzt. Das vor zwei Jahren publizierte «Weißbuch Allergien» habe rund 9 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 15 Jahren mit einer so genannten Atopie ausgewiesen, sagte Leupold. Dabei entstehen im Organismus Antikörper, unter anderem gegen Pollen. Werden diese Atopien aktiviert, kommt es zur Allergie. «Asthma wird bei Kindern zum Beispiel zu 80 Prozent durch eine Allergie ausgelöst», sagte Leupold.

   Die Ursachen seien vielfältig. «Durch unsere westlichen Lebensumstände sind gerade die Kleinen einer recht sauberen Welt ausgesetzt», sagte Leupold. Doch die berühmte «gesunde Portion Dreck» habe eine große Bedeutung für ein normales Leben ohne Allergie. «Eine Studie in Bayern und Österreich hat gezeigt, dass der Bakterienkontakt auf dem Land hilfreich ist», sagte Leupold. Wer sein Kind im ersten Lebensjahr in einer Gemeinschaftseinrichtung unterbringe, sorge durch die Gewöhnung an Bakterien und Viren meist auch für eine geringere Anfälligkeit.

   Das probateste Mittel gegen Allergien sei die Desensibilisierung. «Dabei wird das spezielle Allergen gespritzt, bis der Körper die Substanz immer stärker toleriert», sagte Leupold. In Zukunft soll eine spezifische Immuntherapie dazu kommen. Dabei wird ein Stoff injiziert, der die Antikörper abfängt und ihre Produktion verhindert. Diese Prozedur müsse jedoch alle drei Wochen wiederholt werden.

   In Deutschland gibt es den Angaben zufolge 460 Kinderärzte mit der Zusatzbezeichnung Allergologie. «Wir bilden nicht genügend von ihnen aus, weil uns das Geld fehlt, und wir haben zu wenig Planstellen», sagte Leupold. Die Krankenkassen wollten dagegen die Hausärzte in einem Schnellkurs nach eigenen Kriterien zum Allergologen machen.

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