Jährlich mindestes 15 000 Tote durch Grippevirus in Deutschland

06.09.2002
   Berlin (dpa) - In Deutschland sterben jedes Jahr mindestens 15 000 Menschen durch das Grippevirus. Die so genannte Influenza sei damit nach wie vor die Infektionskrankheit mit der höchsten Sterberate hier zu Lande, warnten Ärzte am Mittwoch in Berlin anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI). Da das Grippevirus sehr wandlungsfähig sei und außerdem bei Vögeln und vielen Säugetieren vorkomme, sei an eine Ausrottung der Influenza bis auf weiteres nicht zu denken, sagte Prof. Peter Wutzler vom Klinikum der Schiller-Universität Jena.    Die Arbeitsgemeinschaft kündigte Programme an, um die Impfrate besonders bei medizinischem Personal und bei chronisch Kranken deutlich zu erhöhen. In den Heilberufen betrage die so genannte Durchimpfung nur 15 Prozent, bei chronisch Kranken 50 Prozent. Die AGI wolle die Impfrate in beiden Gruppen auf 70 Prozent steigern, sagte Wutzler. Die Zahl der in Deutschland verabreichten Impfdosen sei seit Bestehen der Arbeitsgemeinschaft von 1,5 auf 15 Millionen pro Jahr gestiegen. «Das ist beachtenswert, aber für die Zukunft nicht zufrieden stellend.» Die Fachleute halten eine erneute Pandemie, die 60 und mehr Prozent der Bevölkerung erkranken lässt, für durchaus denkbar. Eine solch hohe Erkrankungsrate habe es 1968/69 in der alten Bundesrepublik gegeben. Die Grippewelle des vergangenen Winters in Deutschland mit zwei Millionen Erkrankten nannten die Fachleute «moderat». Die Übertragung der Influenza erfolgt von Mensch zu Mensch durch feinste Tröpfchen beim Niesen und Husten, erläuterte der Infektionsepidemiologe Walter Haas vom Robert Koch-Institut. Das Virus setzt sich in Schleimhautzellen der Atemwege fest und vermehrt sich dort innerhalb von Stunden explosionsartig. In schweren Fällen kann es durch das Aufplatzen der infizierten Zellen zur Lungenblutung kommen, die den Tod bedeuten kann. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) ist ein System zur Überwachung der Krankheit in Deutschland. Beteiligte sind unter anderem das Robert Koch-Institut (RKI) Berlin sowie 600 niedergelassene Ärzte.

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