AUSBLICK: Patentstreit um Prilosec von AstraZeneca geht in die Schlussrunde

23.08.2002

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine dieser Tage erwartete Entscheidung der US-Richterin Barbara S. Jones dürfte den britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca in den Fokus der Anleger rücken. Seit dem 6. Dezember 2001 wird vor dem US-Gericht die Patentklage von AstraZeneca gegen vier Anbieter von Generika (patentfreien Nachahmerprodukten) verhandelt.

AstraZeneca hatte im Oktober 2001 zwar das Patent für den Wirkstoff des Magen-Darm-Präparates Prilosec/Losec, Omeprazol, in den USA verloren; ein so genanntes Formulierungspatent auf die Zusammensetzung der Pille läuft dagegen noch bis 2007. AstraZeneca wirft den Beklagten vor, die Art der Zusammensetzung des Medikaments zu kopieren und damit das Patent zu verletzen. Der zweitgrößte europäische Pharmakonzern setzte 2001 mit dem Medikament 3,7 Milliarden Euro um. Die Generika dürften nach Aussage von Experten 20 Prozent billiger auf den Markt kommen als das Original.

BITTERE PILLE FÜR ASTRA ZENECA

"Wir gehen davon aus, dass AstraZeneca den Patentrechtsstreit verlieren wird und das Gericht zu Gunsten der Monheimer Schwarz Pharma entscheiden wird", sagte Analyst Stefan Voß von der Bayerischen Landesbank. Auch sein Kollege Frank Siebrecht von der Deutschen Bank rechnet mit einem Urteil für die Konkurrenten im Wartestand.

"Sollte das Urteil die Einführung generischen Omeprazols ermöglichen, dürfte der Generika-Hersteller Andrx Corp das erste Unternehmen sein, welches mit einem 180tägigen Exklusivitätsrecht an den Markt gehen darf", erklärte Ulrich Huwald, Analyst beim Hamburger Bankhaus M.M. Warburg, der Wirtschaftsnachrichtenagentur dpa-AFX. Schwarz Pharma könnte dann nach dieser Frist auf den Markt drängen. Von einer Gerichtsentscheidung zu Gunsten der vier Kläger könnte auch die Generika-Tochter der im MDAX gelisteten Merck profitieren.

SCHWARZ PHARMA RECHNET JEDEN TAG MIT GERICHTSENTSCHEID

"Das Urteil kann jeden Tag kommen", sagt Schwarz Pharma-Sprecherin Antje Witte zu dpa-AFX. "Das Verfahren wurde nach 43 Verhandlungstagen bereits Mitte Juni abgeschlossen." Das MDAX-Unternehmen hofft auf 50 Millionen Dollar Umsatz 2003 mit seinem Generika-Produkt Omeprazol. "Aus diesen 50 Millionen sollte ein zweistelliger Ergebnisbeitrag erzielt werden", sagte Witte.

Für AstraZenica bedeutet jeder Tag, an dem sein Magenmedikament ohne Generikakonkurrenz verkauft werden kann, einen Umsatz von rund zehn Millionen Dollar. "AstraZeneca hatte eine sehr erfolgreiche Verzögerungstaktik", sagt Witte. Schwarz Pharma hat von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA bereits eine bedingte Zulassung erhalten.

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