Biotech-Branche spürt Zurückhaltung - Investoren vorsichtiger

23.08.2002
Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Biotechnologie-Industrie wird nach Einschätzung ihres Verbandes künftig langsamer wachsen als bisher. Die Talfahrt an den Aktienmärkten habe die noch junge Branche voll getroffen, sagte Peter Stadler von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) am Donnerstag in Frankfurt. Inzwischen sei die Kapitalbeschaffung insgesamt schwierig geworden. «Investoren gehen in konservative Anlagen.» Die Zahl der mittelständischen Biotech-Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten war von 2000 bis 2001 noch einmal um etwa zehn Prozent auf 365 gestiegen. Der Umsatz der Branche kletterte in dieser Zeit um ein Drittel auf gut 1 Milliarde Euro, und die Zahl der Beschäftigten wuchs um 35 Prozent auf rund 14 400. Allerdings sei der «Reifegrad» in der erst 7 Jahre alten Branche noch nicht sehr hoch, sagte Stadler. 80 Prozent der Firmen hätten weniger als 80 Beschäftigte, nur einige Unternehmen arbeiteten bereits profitabel. Noch immer bestehe ein großer Abstand zu den USA, wo bereits 1974 das erste Biotech-Unternehmen gegründet worden war. Der zurzeit laufende Konsolidierungsprozess werde zu einer Bereinigung der Branche führen, die aus diesem Prozess mit weniger Firmen, aber insgesamt gestärkt hervorgehen werde, sagte Stadler. In der gesellschaftlich akzeptierten so genannten roten Gentechnik (Pharma) sind die weitaus meisten Biotech-Firmen tätig. Die Zahl der gentechnisch produzierten Arzneimittel, die auf dem deutschen Markt zu haben sind, werde von derzeit 88 weiter steigen, sagte Stadler voraus. Rund 1,35 Milliarden Euro (Herstellerabgabepreise) seien 2001 in deutschen Apotheken mit Biotech-Medikamenten umgesetzt worden, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor und 8 Prozent des gesamten Apothekenumsatzes. Keinen Fortschritt gebe es dagegen in der Diskussion um die «grüne Gentechnik» (Landwirtschaft und Lebensmittel), kritisierte Verbandsvorsitzender Dieter Wißler und warf der Bundesregierung widersprüchliche Politik vor: Einerseits würden Forschungsmittel aufgestockt und Existenzgründungen erleichtert, andererseits blockiere die Regierung die Markteinführung von Produkten. Nach wie vor ist der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland nicht erlaubt.

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