Analyst mogelt sich in Medikamenten-Erprobung

Verband der Wertpapierhändler NASD untersucht undercover-Vorgehen

22.08.2002
New York (20.08.02) - Der Verband der Wertpapierhändler NASD hat Untersuchungen zu einem ungewöhnlichen Fall eingeleitet. Wie das Wallstreet-Journal heute, Dienstag, berichtet, hat sich der 25-jährige Analyst David Risk von der Sterling Financial Investment Group in Florida im Februar in die klinischen Tests eines Schlafmittels geschmuggelt. Das Schlafmittel wurde von dem an der Nasdaq notierten Biotech-Unternehmen Neurocrine Biosciences angemeldet. Risk gab sich als Schlafgestörter aus und empfahl fünf Tage später in einer Studie, die Aktie zu verkaufen. Derartige Handlungen können das Schicksal von Biotech-Unternehmen bestimmen. Bleibt die Wirksamkeit eines einzigen sich in der Entwicklung befindenden Medikaments aus bzw. hat es gefährliche Nebenwirkungen, kann dies im äußersten Fall den Ruin des Unternehmens bedeuten. Im umgekehrten Fall, wenn die erhoffte Wirkung einsetzt, treibt das Medikament die Umsätze in die Höhe. Risk machte wahrscheinlich den Versuch, Informationen über den Untersuchungsfortschritt bzw. die Nebenwirkungen des Medikaments zu sammeln, heißt es von seitens Sterlings. Sterling hat bereits Maßnahmen getroffen. Risk wurde 90 Tage vom Dienst suspendiert und mit einer Strafe von 25.000 Dollar belastet. In der Begründung heißt es, Risk habe im Zuge der Anmeldung unterschrieben, keine Informationen im Zusammenhang mit der Untersuchung weiterzugeben. In einer Verkaufsempfehlung des Analysten heißt es aber, dass das Neurocrine-Schlafmittel "wie er während des Registrierungsprozess für die Untersuchung gelernt hat", Nebenwirkungen besitze. Sterling-Geschäftsführer Charles Garcia verteidigte in einem Bericht des Wallstreet-Journals vom 8. August noch das Vorgehen des Analysten: Risk wollte nur so viele Infos wie möglich über das Medikament sammeln und habe laut seines Berichtes, auf den die Verkaufsempfehlung folgte, das Schlafmittel nie wirklich eingenommen. Risk verteidigte sein Vorgehen und sagte, er habe sich mit Neurocrine über einen Bericht nicht abgesprochen. Er habe nicht geglaubt, dass es für ein Unternehmen so wichtig sei, ob ein Produkt angegriffen oder angepriesen wird. Die Neurocrine-Aktien fielen kurz nach der Veröffentlichung des Berichts um rund 34 Prozent.

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