Dem Verursacher von Zystennieren auf der Spur

04.11.2010 - Deutschland

Fast alle menschlichen Körperzellen tragen an ihrer Oberfläche eine winzige fadenförmige oder wimpernähnliche Ausbuchtung: eine Zilie. Sind diese Zilien gestört, kann das der Auslöser für zahlreiche vererbbare Krankheiten sein. Unter anderem kann eine so genannte Zilopathie zu Zystennieren führen. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen einer Arbeitsgruppe um PD Dr. Wolfgang Kühn, Nephrologe am Universitätsklinikum Freiburg, werfen ein neues Licht auf einen Therapieansatz für die Zystennierenerkrankung mit so genannten mTOR-Hemmern.

Der so genannte mTOR -Signalweg setzt Nährstoffe in Zellmasse um und sorgt bei Energieknappheit für deren Wiederverwertung. Entdeckt wurde der Signalweg durch das Medikament, welches ihn hemmt: das Rapamycin (TOR: Target of Rapamycin). Die Arbeitsgruppe von PD Dr. Kühn hat nun erstmals nachgewiesen, dass Zilien den mTOR-Signalweg hemmen. mTOR spielt eine wichtige Rolle bei der Zystennierenerkrankung, der häufigsten Zilienstörung, bei der im Laufe des Lebens Nierengewebe zunehmend von flüssigkeitsgefüllten Zysten verdrängt wird. In einer kürzlich veröffentlichten Therapiestudie verringerte ein mTOR-Hemmer das Nierenwachstum über einen begrenzten Zeitraum, die Nierenfunktion war jedoch nicht verbessert. Die nun in Nature Cell Biology veröffentlichten Ergebnisse stellen eine direkte Verbindung zwischen Zilienstörung und mTOR-Fehlregulation her und bilden eine wichtige Grundlage für weitere Studien mit mTOR-Hemmern bei der Zystenniere.

Die Kontrolle von mTOR durch die Zilie spielt vermutlich auch bei anderen Krankheiten eine Rolle: Wie die Autoren der Studie zeigen, verläuft die ziliäre mTOR- Regulation durch das Funktionseiweiß Lkb1. Lkb1 ist beim Peutz-Jeghers-Syndrom, einer vererbten Tumorerkrankung, mutiert und besitzt darüber hinaus eine wichtige Funktion in den Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Zilien eine Rolle im Zuckerstoffwechsel spielen könnten und sind ein weiterer Hinweis darauf, dass Zilien möglicherweise eine noch unbekannte Rolle bei Tumorerkrankungen innehaben.

Originalveröffentlichung Nature Cell Biology

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