Hoffnung auf Corona-Impfung vor Weihnachten

Entscheidung zu EU-Zulassung von Corona-Impfstoff am 21. Dezember

16.12.2020 - Niederlande

(dpa) Zu Beginn des verschärften Corona-Lockdowns in Deutschland wächst die Hoffnung, dass der EU noch vor Weihnachten ein Impfstoff gegen Corona zur Verfügung steht. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA kündigte am Dienstag in Amsterdam an, sie werde am 21. Dezember ihr Gutachten über die Zulassung des Impfstoffs von Pfizer und BioNTech vorlegen - acht Tage früher als ursprünglich geplant. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach in Berlin von einer «guten Nachricht für die Europäische Union».

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Symbolbild

Zuvor hatte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, betont: «Die Lage ist so ernst wie sie noch nie war in dieser Pandemie.» Die Infektionszahlen in Deutschland verharren auf hohem Niveau. Hoffnung machte am Dienstag allenfalls der Wert der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Er ging erstmals seit fast zwei Wochen leicht zurück.

In Großbritannien, den USA und Kanada wird der Corona-Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech dank einer Not-Zulassung bereits verabreicht. Die Zulassung der EMA steht noch aus - auch wenn es als nahezu sicher gilt, dass die Amsterdamer Behörde grünes Licht gibt. Formell muss dann noch die EU-Kommission zustimmen. Das gilt als Formsache und könnte auch innerhalb eines Tages erfolgen. Damit wäre noch vor Heiligabend der Weg frei für Massen-Impfungen in allen EU-Staaten.

Ungeachtet dessen müssen sich die Deutschen von diesem Mittwoch an auf deutlich strengere Einschränkungen einstellen. Abgesehen von Lebensmittelläden und anderen Geschäften für den täglichen Bedarf muss der Einzelhandel bis voraussichtlich 10. Januar schließen. Friseursalons, Kosmetikstudios und Massagepraxen dürfen ebenfalls keine Kundschaft mehr empfangen. Auch die Schulen werden weitgehend geschlossen oder zumindest die Präsenzpflicht ausgesetzt.

Spahn verteidigte die umstrittenen Maßnahmen und rief die Bevölkerung eindringlich zum Mitziehen auf: «Lieber jetzt mit Aussicht auf Erfolg als erst nach Weihnachten mit dem Risiko großer Nebenwirkungen.» Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte, unvorsichtiges Verhalten in dieser Phase sei «verheerend». Einige Menschen würden jede Lücke ausnutzen, die die Politik nicht geregelt habe, beklagte die Kanzlerin bei einem Online-Dialog mit Studenten. «Das ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft auch nicht so schön.»

«Es ist nicht die Zeit für Ausnahmen», sagte Merkel am Dienstag nach Angaben von Sitzungsteilnehmern in der virtuellen Sitzung der Unionsfraktion. Sie wurde mit den Worten zitiert: «Wir tun uns gemeinsam nichts Gutes, wenn wir jetzt wieder nach der Ausnahme suchen. Weil wir dann noch länger im Lockdown verharren müssen.» Sie sei ein bisschen beunruhigt, sagte Merkel nach diesen Angaben. So seien etwa die Schulregelungen in den einzelnen Bundesländern teilweise schon wieder sehr großzügig, kritisierte die Kanzlerin. Dabei seien die beschlossenen Regelungen immer noch großzügig. Man müsse sie nicht ausnutzen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete den Lockdown als unausweichlich. «Wir müssen die Notbremse ziehen», sagte der CSU-Vorsitzende bei einer Regierungserklärung im Münchener Landtag. «Wenn wir jetzt nicht konsequent runterfahren, sind die Schäden enorm groß, und das wollen und werden wir nicht verantworten.» Sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU) warnte allerdings vor einer Isolierung von Alten und Kranken: «Wir dürfen nicht den Fehler von März wiederholen, Menschen über Wochen einsam sterben zu lassen, weil sie keiner besucht.»

Gerade die Gruppe der 80-Jährigen, die ein besonders hohes Risiko für schwere und tödliche Krankheitsverläufe hat, ist allerdings immer stärker von Corona-Infektionen betroffen. Aber auch über alle Altersgruppen hinweg beobachtet das RKI die Entwicklung mit Sorge: Mit 12.000 bis 29.000 Neuinfektionen pro Tag lägen die Fallzahlen im Dezember deutlich höher als im November, führte Wieler aus. Aktuell seien 325.000 Menschen in Deutschland mit Sars-CoV-2 infiziert, in den Sommermonaten seien es wenige Tausend gewesen. Dass sich im Moment so viele Menschen infizieren ist nach Wielers Worten das «Ergebnis von Sorglosigkeit einiger Menschen».

Risikogruppen wie Menschen über 60 erhalten seit diesem Dienstag in der Apotheke kostenlose FFP2-Schutzmasken. Zum Auftakt der Aktion war der Andrang vielerorts groß. «Ein Patientenplus von 100 Prozent oder mehr war bis zum Mittag durchaus die Regel», sagte der Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Bei zahlreichen Apotheken waren die Masken deshalb schnell vergriffen.

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