Der Kampf gegen das Coronavirus - wie machen es andere Länder?

18.03.2020 - Deutschland

(dpa) Die Corona-Pandemie zwingt Regierungen auf der ganzen Welt zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Geschlossene Grenzen, geschlossene Schulen, Kitas, Geschäfte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von «Maßnahmen, die es so in unserem Lande noch nicht gegeben hat». Eine Ausgangssperre gibt es in Deutschland bisher nicht. Ein Blick in andere Länder:

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Symbolbild

In FRANKREICH gilt seit Dienstag eine Ausgangssperre. Die Menschen dürfen das Haus nur noch verlassen, um einzukaufen oder zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Auch Sport sei unter bestimmten Bedingungen möglich. Die Einschränkungen sollen für mindestens 15 Tage gelten. Mehr als 100.000 Sicherheitskräfte sollen die Ausgangssperre überwachen. Bei Verstößen drohen 38 Euro Bußgeld. Es könnte aber bald auf 135 Euro erhöht werden, heißt es. Präsident Emmanuel Macron sagte: «Wir sind im Krieg». Im Nachbarland soll auch die Armee zum Einsatz kommen, um Kranke aus stark betroffenen Regionen zu verlagern und die dortigen Krankenhäuser zu entlasten. In Frankreich meldeten die Gesundheitsbehörden zum Wochenbeginn 6.633 Coronavirus-Fälle. Bisher sind 148 Menschen an Covid-19 gestorben.

GROSSBRITANNIEN handelt bisher eher zurückhaltend. Die Regierung in London will mit kleineren Schritten verhindern, dass der Ausbruch zu stark unterdrückt wird und im Herbst mit voller Wucht zurückkehrt. Schließungen von Schulen oder Bars wurden bisher nicht angeordnet. Premierminister Boris Johnson hat die Menschen aber dazu aufgerufen, unnötige soziale Kontakte, Reisen oder den Besuch von Massenveranstaltungen zu vermeiden. Zum Wochenbeginn waren in Großbritannien mehr als 1.500 Infizierte registriert, das Gesundheitsministerium meldete 53 Tote.

ITALIEN ist in Europa bisher am stärksten von der Pandemie betroffen. Die Zahl der Toten liegt mittlerweile bei mehr als 2.000, die der bestätigten Infektionen bei rund 28.000. Das öffentliche Leben ruht im Land nun schon seit längerer Zeit. Die Menschen dürfen ihre Wohnungen nur verlassen, um das Allernotwendigste zu erledigen. Fast alle Läden mit Ausnahme jener zur Versorgung sind zu, Bars und Restaurants ebenfalls. Italien hatte diese Maßnahmen allerdings in mehreren Schritten über längere Zeit gestreckt eingeführt. In anderen Ländern wurden sie - wohl auch mit Blick auf die Erfahrungen in Italien - schneller umgesetzt.

In SPANIEN gilt seit Sonntag eine Ausgangssperre. Zur Überwachung setzt die spanische Polizei auch Drohnen ein. In Madrid, der in Spanien von der Coronavirus-Krise am stärksten betroffenen Region des Landes, sind mit Lautsprechern ausgestattete Fluggeräte im Einsatz. Die Menschen werden damit aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Seit Inkrafttreten der Ausgangssperre sind die Straßen in Madrid und ganz Spanien nahezu leer. Die Menschen dürfen auch hier nur noch aus dem Haus, um Lebensmittel einzukaufen oder zur Apotheke, zum Arzt und zur Arbeit zu gehen. Den Hund ausführen ist auch erlaubt. Nach Italien ist Spanien in Europa am stärksten betroffen. Die Zahl der Infizierten ist am Dienstag auf mehr als 11.000 geklettert. Es gibt bereits fast 500 Tote.

ÖSTERREICH hat die Bewegungsfreiheit seiner Bürger seit Wochenbeginn stark eingeschränkt. Skigebiete, Restaurants, Bars und Geschäfte - bis auf wichtige Läden, wie Supermärkte oder Apotheken - sind geschlossen. Die neun Millionen Einwohner sollen Häuser und Wohnungen nur noch aus triftigen Gründen verlassen, zum Beispiel zur Arbeit oder für dringende Besorgungen, wie den Einkauf von Lebensmitteln. Spaziergänge sind aber weiter möglich, allerdings sollen sich nirgends mehr als fünf Menschen gleichzeitig aufhalten. Auf den Straßen patrouilliert Polizei, um das zu überwachen. Wenn sich jemand Anweisungen widersetzt, drohen hohe Bußgelder. Die Maßnahmen sind zunächst auf eine Woche befristet. Österreich meldete am Dienstag 1.132 bestätigte Coronavirus-Fälle. Bisher sind dort drei Menschen an den Folgen der Infektion gestorben.

In der SCHWEIZ wurde am Montag der Notstand erklärt. Die Kantone können damit vom Bund zu einheitlichen Maßnahmen verpflichtet werden. Das öffentliche Leben ist weitgehend lahmgelegt: Restaurants, Märkte, Museen, Freizeitbetriebe, Kinos oder Fitnesscenter sind geschlossen. Öffnen dürfen Lebensmittelläden, Hotels, Tankstellen, Postämter, Bahnhöfe, Banken und die öffentliche Verwaltung. Eine Ausgangssperre gibt es nicht. Die Maßnahmen gelten zunächst bis zum 19. April. Die Schweizer Armee steht mit 8.000 Angehörigen bereit, um im medizinischen Bereich und bei Grenzkontrollen auszuhelfen. Stand Dienstag gab es in der Schweiz 2.269 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus und 14 Tote.

In EUROPA ergreifen immer mehr Länder solche drastischen Maßnahmen. So verhängte am Dienstag LUXEMBURG den Notstand. BOSNIEN rief den Ausnahmezustand aus. Solche Regelungen geben Regierung und Behörden zusätzliche Durchgriffsrechte und ermöglichen Maßnahmen, die auch bestehendem Recht widersprechen können.

In ISRAEL soll im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus auch Überwachungstechnologie zum Einsatz kommen, die sonst für die Terrorbekämpfung genutzt wird. Nach Medienberichten sollen die Handys von Kranken und Verdachtsfällen geortet werden, um angeordnete häusliche Quarantäne zu überwachen. Außerdem sollen über die Standortdaten der Handys Menschen identifiziert werden, die möglicherweise mit Kranken in Kontakt waren. Diese könnten dann direkt über ihre Handys informiert und dazu aufgerufen werden, sich in Heimquarantäne zu begeben oder sich testen zu lassen. Israel will außerdem leerstehende Hotels umfunktionieren, um leicht erkrankte Patienten unterzubringen. Das öffentliche Leben ist stark eingeschränkt. Seit Dienstag darf keiner mehr ans Meer, in öffentliche Parks, auf Spielplätze und in Einkaufszentren. Infiziert haben sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 300 Personen. Todesfälle wurden bisher nicht erfasst. Tausende Menschen sind in Heimquarantäne.

Die USA haben ihre Grenzen für Einreisen aus Europa geschlossen. Nur Amerikaner und Personen mit einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis (Green Card) und deren Angehörige dürfen in die Vereinigten Staaten zurück, müssen sich aber einer Gesundheitskontrolle unterziehen und sind aufgerufen, sich in eine 14-tägige Selbstquarantäne zu begeben. Über weitere konkrete Maßnahmen entscheiden die Einzelstaaten in den USA selbst. US-Präsident Donald Trump rief die Amerikaner dazu auf, Ansammlungen von mehr als zehn Menschen zu vermeiden, auf nicht notwendige Reisen und auf Besuche von Bars und Restaurants zu verzichten. In den USA wurden bislang mehr als 3000 Infektionen mit dem Virus nachgewiesen, es gibt mehr als 60 Todesfälle.

Auf den PHILIPPINEN ordnete Präsident Rodrigo Duterte am Dienstag einen sechsmonatigen Notstand an. Die Maßnahme soll nach Angaben der Regierung eine schnellere Bereitstellung von Geldern und Ressourcen während der Pandemie ermöglichen. Die Hauptinsel Luzon, auf der mehr als die Hälfte der über 100 Millionen Einwohner des Landes leben, wurde für einen Monat abgeriegelt. Dort fällt der Schulunterricht aus, der öffentliche Nahverkehr steht still. Von Freitag an dürfen keine internationalen Flüge mehr starten oder landen. Inlandsflüge wurden bereits eingestellt. Das Gesundheitsministerium vermeldete am Dienstag insgesamt 187 Infektionen. Bisher sind auf den Philippinen mindestens 12 Menschen an der Krankheit gestorben.

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