Corona legt Deutschland lahm

Grenzkontrollen und Schulschließungen

16.03.2020 - Deutschland

(dpa) Im Bahnverkehr, an der Grenze, in den Schulen: Das Coronavirus legt das öffentliche Leben in Deutschland zunehmend lahm. Seit Montag sollen in Deutschland Schulen und Kitas geschlossen bleiben. Und wie andere Länder auch hat Deutschland beschlossen, seine Grenzen zumindest teilweise zu schließen. Viele Bundesländer untersagen außerdem größere Veranstaltungen - und die Bahn will den Regionalverkehr reduzieren.

geralt, pixabay.com, CC0

Seit der neuen Woche sind in Deutschland die Schulen und Kitas quasi flächendeckend zu. Die Anordnungen gelten zumeist bis zum Ende der Osterferien, also bis Mitte oder Ende April. Deutschlandweit gibt es allein 2,8 Millionen Grundschüler. In Tageseinrichtungen und Horten werden 3,7 Millionen Kinder betreut (Symbolbild).

«Für Reisende ohne triftigen Reisegrund gilt, dass sie nicht mehr einreisen können», sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Sonntagabend in Berlin. Die Entscheidung solle an diesem Montag seit 08.00 Uhr greifen. «Die Ausbreitung des Coronavirus schreitet schnell und aggressiv voran. Wir müssen davon ausgehen, dass der Höhepunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht ist», so Seehofer. «Deutsche Staatsangehörige haben selbstverständlich das Recht, wieder in ihr Heimatland einzureisen.» Ausgenommen seien auch der Warenverkehr und der Verkehr von Pendlern.

Die wochenlange Schließung von Schulen und Kitas in Deutschland stellt derweil Millionen Eltern und ihre Arbeitgeber vor beispiellose Probleme. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) verteidigte die Maßnahme am Sonntag als notwendig im Kampf gegen das Coronavirus. Zugleich appellierte er an Firmenchefs und Behördenleiter, zusammen mit ihren Mitarbeitern unbürokratische und einvernehmliche Lösungen für die Kinderbetreuung zu finden, so dass den Eltern keine Lohneinbußen drohen.

Seit der neuen Woche sind in Deutschland die Schulen und Kitas quasi flächendeckend zu. Die Anordnungen gelten zumeist bis zum Ende der Osterferien, also bis Mitte oder Ende April. Deutschlandweit gibt es allein 2,8 Millionen Grundschüler. In Tageseinrichtungen und Horten werden 3,7 Millionen Kinder betreut.

Um die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 zu verlangsamen, untersagten mehrere Bundesländer außerdem Versammlungen unterschiedlicher Größe. So verbot etwa Berlin Veranstaltungen ab 50 Personen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Sonntagabend für Deutschland über 4.800 Coronavirus-Fälle, es gab bis zum Nachmittag bundesweit zwölf Tote.

Die Deutsche Bahn will in den kommenden Tagen ihren Regionalverkehr deutlich einschränken. Damit reagiere das Unternehmen auf die geringe Zahl an Fahrgästen in Folge der Coronavirus-Krise, sagte eine Sprecherin. Die Zahl der Züge werde an die sinkende Nachfrage angepasst. Ein «Notfahrplan» sei das aber nicht. Außerdem kontrollieren Zugbegleiter in Regionalzügen bis auf weiteres keine Fahrkarten mehr.

Viele europäische Länder schränkten das öffentliche Leben stark ein. In Österreich gilt wegen der Pandemie fast eine Ausgangssperre. Nur aus triftigen Gründen sollen die knapp neun Millionen Einwohner noch ihre Häuser verlassen, wie die Regierung am Sonntag mitteilte. Rund 800 Menschen waren nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann.

Frankreich schloss alle Restaurants, Läden und Bars. Apotheken, Lebensmittelgeschäfte und Banken sollten aber geöffnet bleiben, kündigte Premierminister Édouard Philippe am Samstag an. Laut Gesundheitsbehörden zählte Frankreich am Samstag 4.500 Fälle, am Vortag waren es 3661. Es seien 91 Tote zu verzeichnen.

Auch die knapp 47 Millionen Bewohner Spaniens müssen möglichst zu Hause bleiben. Im Rahmen eines Alarmzustands wurden die meisten Läden geschlossen und der öffentliche Nah- und Fernverkehr um rund 50 Prozent reduziert. Nach Italien ist Spanien das von der Krise am stärksten betroffene Land Europas. Bilanz des Gesundheitsministeriums vom Sonntag: mehr als 6.000 Infektionen, rund 200 Todesfälle.

US-Präsident Donald Trump, der Kontakte mit mindestens zwei infizierten Menschen hatte, wurde am Wochenende negativ auf das Virus getestet. Trump weise eine Woche nach einem Abendessen mit einer Delegation des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro keine Symptome auf, schrieb sein Leibarzt in einem vom Weißen Haus verbreiteten Schreiben.

Im Sport scheint vor der Krisensitzung der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Montag eine längere Bundesliga-Zwangspause als bis zum 2. April offenbar unausweichlich. Zumindest in Berlin wird laut Senatsbeschluss bis zum 19. April wegen der Coronavirus-Krise kein Profifußball gespielt.

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