Experten halten Tierversuche für unverzichtbar

18.06.2002
Aachen (dpa) - Tierversuche werden in der medizinischen Forschung nach Expertenmeinung auch langfristig unverzichtbar bleiben. Zur Erprobung neuer Medikamente, Operationsverfahren oder Prothese- Materialien gebe es keine Alternative zum Tier. Ziel sei es, die Zahl der Tiere pro Versuch zu reduzieren, teilte die Präsidentin der deutschen Gesellschaft für Versuchstierkunde, Annemarie Treiber (Düsseldorf), am Montag in Aachen mit. Sie ist eine Expertin auf der Konferenz des europäischen Dachverbandes FELASA (Federation of European Laboratory Animal Science Associations), die vom 17.-20. Juni in Aachen stattfindet. In Europa werden nach FELASA-Angaben jährlich rund zehn Millionen Versuchstiere gebraucht. Von den rund 1,6 Millionen Versuchstieren in Deutschland werden demnach etwa 50 Prozent in der Pharmaforschung verwendet, rund 20 Prozent für neue Operationsmethoden und bis zu 25 Prozent in der Grundlagenforschung. Ein kurzfristiger Anstieg von Tierversuchen wird durch die Genforschung erwartet. Wissenschaftler konzentrieren sich zur Zeit darauf, bestimmte Krankheiten den Genen zuzuordnen. Dazu müssten die einzelnen Genfunktionen abgetestet werden, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (Braunschweig), Professor Rudi Balling. Im Mittelpunkt der Konferenz mit rund 700 Teilnehmern stehen nach Verbandsangaben gemeinsame Standards bei der Haltung von Versuchstieren und der Ausbildung der Mitarbeiter. Der Auftakt war von Protesten vereinzelter Tierschützer begleitet. Sie plädierten für den verstärkten Einsatz alternativer Versuchsmethoden - etwa mit Zellkulturen im Reagenzglas. Ergebnisse aus der Forschung mit Tieren ließen keinen Rückschluss auf den Menschen zu, sagte Elisabeth Heß vom Bundesverband der Tierversuchsgegner. Zur Erprobung neuer operativer Eingriffe gebe es keine Alternativen zum Tier, betonte dagegen Professor Werner Küpper (Aachen). Das gelte auch für die Anwendung neuer Prothese- Materialien. «Die werden immer besser. Aber vor der Anwendung am Menschen steht immer das Tier.»

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