London - "Biotech-
Reis mit Brustmilch-Genen"
heißt die aktuelle Errungenschaft von Forschern der University of
California, Davis. Das experimentelle Produkt
könnte theoretisch zur Anreicherung von Säuglingsnahrung eingesetzt
werden. Die Hersteller hoffen auf einen Absatz bei nicht-stillenden
Müttern, für sie soll die "humanisierte" mütterliche Ersatzmilch eine
wertvolle Ernährung des Kindes ermöglichen. Aufgrund der bestehenden
Regelung wird die US-Lebensmittelbehörde
FDA aller Voraussicht nach das
Produkt nicht zulassen, da es rekombinante
Proteine enthält, berichtet
das Fachmagazin Nature in der aktuellen
Online-Ausgabe.
Rekombinante Proteine werden aus
Zellkulturen gewonnen und dienen in der
Pharmaindustrie als
Wirkstoffe für
Arzneimittel. Durch die genetische
Programmierung sind Zellkulturen in der Lage, bestimmte Proteine in
großer Menge und Reinheit zu produzieren. Proteine als Produkt von
Zellkulturen, die mit fremden Geninformationen versehen wurden, werden
rekombinante Proteine genannt. Die Forscher um Yuriko Adkins setzten ein
menschliches Gen, das für das Milchenzym Lactoferrin codiert, in eine
Reispflanze ein. Babys benötigen das Enzym, um
Eisen effizient zu
verwerten und
Infektionen zu bekämpfen. Wurden Ratten mit der
Biotech-
Milch gefüttert, konnten laut Angaben der Forscher bakterielle
Darminfektionen wirksam und schnell abgewehrt werden.
Menschliche Brustmilch-Proteine werden experimentell bereits in
verschiedenen Organismen wie Pilzen und Kühen produziert. "Derartige
Proteine gibt es bereits tonnenweise", kommentiert Bo Lonnerdal von der
University of California, Davis, die aktuelle Errungenschaft. Noch ist
aber nicht geklärt, was diese im Körper exakt bewirken bzw. mit welchen
Tests ihre Sicherheit nachgewiesen werden kann. So gebe es z.B. nicht
einmal
Tiermodelle, die eine menschliche Allergie adäquat nachahmen. Es
stellt sich zudem die Frage, ob die Reaktion von Tieren auf ein
menschliches Protein mit jener des Menschen vergleichbar ist. Um eine
allergische Reaktion auf genmanipulierte Produkte festzustellen,
vergleicht die FDA ein GM-Protein mit bekannten Allergenen für den
Menschen. Diese behördliche Regelung kann nur dann umgangen werden, wenn
Forscher den Nachweis erbringen, dass die Wirkung rekombinanter Proteine
und des menschlichen
proteins im Darm identisch ist. "Beide werden in
diesem Fall gleichwertig behandelt", hofft Todd Stoltz von Ventria
Bioscience. Das Unternehmen plant die kommerzielle Produktion des
Humanproteins in Reis. Dahingestellt bleibt, ob Konsumenten eine
"humanisierte" Biotech-Milch überhaupt akzeptieren.