Durchbruch für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen

Forscherin entschlüsselt Wirkungsweise von Antikörpern

13.10.2015 - Deutschland

Antikörper, gewonnen aus dem Blut von gesunden Spendern, gelten als effiziente Therapiemöglichkeit bei Autoimmunerkrankungen. Wie der Mechanismus, der zur Heilung führt, funktioniert, war bisher unbekannt, eine Verbesserung der Therapie daher unmöglich. Das wird sich nun ändern: Ein Forscherteam der FAU hat die Faktoren, die für die entzündungshemmende Wirkung der Antikörper verantwortlich sind, identifiziert. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Cell Reports veröffentlicht.

Antikörper sind, vereinfacht dargestellt, Y-förmige Proteine, die aus zwei unterschiedlichen Bereichen bestehen: einer konstanten Region und einer variablen Region. Die variable Region kommt in einer fast unendlichen Vielfalt vor. Diese Vielfalt ist notwendig, damit die Antikörper die unterschiedlichsten Krankheitserreger erkennen, sich an diese binden und eine Immunantwort auslösen können. Bei Autoimmunerkrankungen bildet das Abwehrsystem des Körpers Autoantikörper und greift fälschlicherweise das eigene Gewebe an. Eine effiziente Therapie stellt die Gabe von sogenannten Intravenösen Immunglobinen (kurz IVIg) dar – Antikörper, die aus dem Blut von tausenden gesunden Spendern gewonnen werden. Diese Therapie ist mit enormen Kosten verbunden und es kam in der Vergangenheit immer wieder zu Versorgungsengpässen. Um sie weiterzuentwickeln und unabhängig von Blutspenden in großer Menge herstellen zu können fehlte jedoch das genaue Wissen, wie diese entzündungshemmenden Antikörper wirken.

Das Forscherteam um Dr. Inessa Schwab, Lehrstuhl für Genetik der FAU, hat nun herausgefunden, dass bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen mit Immunglobinen nicht, wie bisher angenommen, die Verabreichung einer großen Vielfalt an Antikörpervarianten notwendig ist, sondern die konstante Region der Antikörper die heilende Wirkung erzielt. „Diese Arbeit stellt einen Durchbruch für unser Verständnis der Wirkung von entzündungshemmenden Antikörpern dar.“, sagt Prof. Dr. Falk Nimmerjahn, Inhaber des Lehrstuhls für Genetik, „Durch diese Erkenntnisse lässt sich die Therapie mit intravenösen Antikörpern enorm verbessern. Auch die Herstellung des, bei der Heilung aktiven, Antikörpermoleküls in Zellkulturen zur Behandlung von Krankheiten ist jetzt erstmalig denkbar.“

Für ihre Arbeiten hat Inessa Schwab sowohl den Hans-Hench-Preis der Deutschen Gesellschaft für Immunologie als auch eine Auszeichnung durch die Staedtler-Stiftung erhalten.

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