Licht zerstört Tumoren im Auge

Erste Studie zur rahmenlosen, radiochirurgischen Behandlung des Aderhautmelanoms mittels Robotertechnologie belegt Wirksamkeit

16.10.2008 - Deutschland

Das Aderhautmelanom ist eine seltene Krebsgeschwulst des Auges. Die klassische Behandlung großer Aderhautmelanome besteht in der Entfernung des kompletten Augapfels. Mittlere Melanome werden meist mit einem lokalen Strahlenträger behandelt (sog. Brachytherapie mit Ru-106). Mit der strahlenchirurgischen Cyberknife-Methode können, das hat eine neue Studie1 ergeben, vor allem große Tumore schmerzfrei und ohne operativen Eingriff zerstört werden.

Neben der kompletten Entfernung (Enukleation) des Augapfels, gibt es verschiedene Alternativen. Diese reichen von der radioaktiven Bestrahlung bis hin zum Beschuss der Tumoren mit Photonen. Mit die modernste Variante der Photonen-Bestrahlung ist die Cyberknife-Technologie. Dabei werden aus vielen verschiedenen Richtungen einzelne hoch energetische Lichtteilchen aus einem Beschleuniger auf den Tumor gefeuert. Durch ständig wechselnde "Einstrahlrichtungen" bleibt das umliegende Gewebe weitgehend geschont, im Zielgebiet aber werden die Krebszellen maximal geschädigt und sterben schließlich ab. Eine ca. 3stündige einmalige Behandlung ist bis auf die örtliche Betäubung der Augenmuskulatur schmerzfrei. Der Patient kann zudem nach der Therapie nach Hause gehen.

Vorab sind allerdings intensive Untersuchungen nötig, um zu klären, ob ein Patient für die Cyberknife-Methode in Frage kommt. Sowohl in der Diagnose, der Behandlungsplanung und in der Nachsorge sollten daher Experten verschiedener Fachrichtungen die Patienten begutachten. Eignet sich ein Patient für die Bestrahlung im Europäischen Cyberknife Zentrum, München-Großhadern (ECZM) profitiert er vom hoch modernen medizinischem und technischem Know-how und der Ausstattung. Die robotergeführte Bestrahlungseinheit benötigt dabei keine Fixierung des Kopfes und gleicht etwaige Bewegungen des Patienten aus. Der Patient liegt während der Behandlung entspannt auf einer Liege und kann während des Eingriffs die jeweilige Lieblingsmusik hören. Wenn nötig, kann die Bestrahlung auch kurz unterbrochen werden. Nach dem Eingriff können die Patienten nach Hause gehen, ein stationärer Aufenthalt ist nicht erforderlich.

Am ECZM arbeiten die Strahlenchirurgen eng mit den Medizinern am Klinikum der Universität München (LMU) zusammen. Im Falle von Augentumoren werden die Patienten beispielsweise von den Augenärzten der Augenklinik der Universität untersucht und betreut. Diese entscheiden dann gemeinsam mit weiteren Experten, ob eine Cyberknife-Behandlung Erfolg versprechend ist.

In einer aktuell veröffentlichten Studie konnten die Ärzte belegen, dass Cyberknife eine passende Alternative zur Behandlung des Aderhautmelanoms darstellt, die für Patienten sicher, effektiv und komfortabel ist. Zudem sind die Kosten bei dieser ambulanten Behandlung meist geringer als bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus. Voraussetzung dafür ist die Behandlungsplanung und -durchführung durch ein erfahrenes, interdisziplinäres Team aus Augenärzten, Strahlenonkologen und -chirurgen sowie Radiologen.

Die wichtigste Aufgabe der Strahlenchirurgie ist die hoch präzise Bestrahlung eines exakt festgelegten Zielvolumens. Dabei sollen die gesunden Körperteile in der Tumorumgebung so wenig wie möglich von Strahlen getroffen werden. Um dies zu erreichen, wird zuerst ein Bestrahlungsgerät mit geeigneter Strahlenart und Energie gewählt und die Tumorregion aus verschiedenen Richtungen bestrahlt. Bei der Cyberknife Technologie rotiert die Bestrahlungseinheit um den Patienten - typisch sind bis zu 150 (aus 1400 möglichen) Einstrahlrichtungen pro Behandlung.

Durch die ionisierende, hochenergetische Photonen-Strahlung, die in einem Beschleuniger erzeugt werden, werden in den Tumorzellen Schäden am Erbgut (DNA) verursacht, die letztlich zum Zelltod führen. Die Cyberknife Technologie steuert dabei die Bestrahlung so, dass die für die Krebszellen tödliche Dosis nur im Zielgebiet (Tumor) erreicht wird, das umliegende, gesunde Gewebe jedoch verschont bleibt bzw. durch die Photonen nicht nachhaltig geschädigt wird. Meist reicht eine einzige ambulante Behandlung mit einer mittleren Dauer von 60-90 Minuten aus.

Originalveröffentlichung: Muacevic A. et al.; "Development of a Streamlined, Non-invasive Robotic Radiosurgery Method for Treatment of Uveal Melanoma"; Technol. Cancer Res. Treat. 2008 Oct, 7(5):369-74

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