Merck: Schwere Zeiten nach Rekordjahr - Patentverlust belastet

14.02.2002
Frankfurt/Main (dpa) - Das Darmstädter Chemie- und Pharma- Unternehmen Merck stellt sich nach einem Rekordjahr auf schwere Zeiten ein. Der Chemiemarkt werde im schlimmsten Fall bis 2004 problematisch bleiben, erklärte Vorstandsvorsitzender Bernhard Scheuble am Donnerstag in Frankfurt. Zudem ist beim Hauptumsatzträger - dem Diabetesmittel Glucophage - in den USA das Patent abgelaufen. Andere Pharmahersteller können den Wirkstoff nun auch anbieten. «Für den erwarteten Ergebnisrückgang ist kurzfristig kein Ausgleich in Sicht», räumte Scheuble ein. Er rechnet mit einem Gewinnrückgang und einem Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich. Zwar seien viele neue Medikamente gegen Krebs, Diabetes oder Herzprobleme in der Entwicklung. Doch frühestens 2003 ist nach Scheubles Angaben mit einem neuen umsatzstarken Arzneimittel zu rechnen. Noch unklar sei, wie stark Umsatz und Gewinn bei Glucophage durch die neue Konkurrenz zurückgingen. Der US-Vertriebspartner Bristol-Myers Squibb rechne mit einem Einbruch von bis zu 80 Prozent bei den Erlösen. Aber Merck biete zwei Nachfolge-Produkte an, die erneut einer Lizenz unterliegen. Damit hofft Scheuble, einen hohen Marktanteil halten zu können. Im vergangenen Jahr trugen die Mittel zur Bekämpfung der Zuckerkrankheit rund 43 Prozent zum Umsatz bei. Insgesamt machte der Pharmabereich 66 Prozent des operativen Ergebnisses aus. Um das absehbar schlechte Jahr 2002 abzumildern, setzt Merck den für die zweite Jahreshälfte angedachten Börsengang des Laborvertriebs in die Tat um. «Wir werden bald eine Investmentbank damit beauftragen, die Aktienemission in New York vorzubereiten», kündigte Scheuble an. Das Volumen und der genaue Zeitpunkt stünden noch nicht fest. «Wir wollen die Mehrheit aber behalten», sagte Scheuble. Auch sei angedacht, ein zweites Aktienpaket an der Frankfurter Börse zu platzieren. Insgesamt schloss Merck das vergangenen Jahr wie erwartet mit guten Ergebnissen ab. Die Gruppe steigerte ihren Umsatz um zwölf Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis wuchs um 18 Prozent auf 876,6 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern verdoppelte sich auf 1,1 Milliarden Euro.

Weitere News aus dem Ressort

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte