Genetischer «Schalter» des Schmerzempfindens entdeckt

11.01.2002
Toronto (dpa) - Kanadische Forscher sind genetischen Vorgängen bei der Schmerzverarbeitung auf die Spur gekommen und hoffen, das Übel künftig an der Wurzel bekämpfen zu können. Michael Salter, Direktor des Zentrums für Schmerzforschung an der Universität Toronto, und Kollegen berichten im Fachblatt «Cell» vom Freitag, dass genetisch manipulierte Mäuse ohne das Gen DREAM gar nicht oder kaum mehr Schmerz empfinden. DREAM steht für Downstream Regulatory Element Antagonistic Modulator. Die Körperfunktionen der kleinen Nager waren bis auf das fehlende Schmerzempfinden völlig normal. Die Tiere ließen keine Einbußen an ihrer Bewegungs- und Lernfähigkeit sowie ihrem Erinnerungsvermögen erkennen. Das bedeutet nach Interpretation der kanadischen Forscher, dass sich das DREAM-Gen gezielt durch Medikamente ausschalten lassen müsste, ohne dass der Patient bei der Ausführung seiner alltäglichen Aufgaben beeinträchtigt wird. «Schmerz ist ein gewaltiges Problem in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, dem Forscher erst seit kurzem Beachtung schenken», kommentierte Salter. Die Versuchstiere ohne DREAM-Gen blieben von allen Arten Schmerz weitgehend verschont. Das galt auch für Schmerzen, die durch Entzündungen oder Nervenstörungen hervorgerufen wurden. Selbst die nach Nervenverletzungen üblichen chronisch stechenden Schmerzen blieben aus oder wurden zumindest stark unterdrückt. Das DREAM-Gen spielt eine Rolle bei der Produktion der Körpersubstanz Dynorphin. Dies Peptid gehört zu den Endorphinen, die als Reaktion auf Stress oder Schmerz ausgeschüttet werden. Die kanadischen Forscher beobachteten bei den kleinen Nagern, dass die Abwesenheit des DREAM-Gens zu einer erhöhten Dynorphin-Produktion in jener Region des Rückgrats führte, die für die Übertragung und Kontrolle von Schmerzmeldungen zuständig ist.

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