Am Bremer Max-Planck-Institut für marine
Mikrobiologie wird am 26. November 2001 die
neue Abteilung Molekulare Ökologie in Anwesenheit geladener Gäste aus Wissenschaft, Kultur,
Wirtschaft und Politik offiziell eröffnet.
Zur Einweihung werden der Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf, der Rektor der
Universität Bremen, Prof. Dr. Jürgen Timm und der Vizepräsident der
Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Klaus Hahlbrock sprechen. Der geschäftsführende
Institutsdirektor Prof. Dr. Bo Barker Jørgensen wird den Festakt um 17:00 Uhr eröffnen. Prof. Dr.
Rudolf Amann wird die Ziele und Aufgaben seiner neuen Abteilung vorstellen. In Zeiten knapper
Kassen wird die dauerhafte Einrichtung dieser neuen Forschungsrichtung durch eine zeitlich
befristete Kofinanzierung der Hansestadt Bremen ermöglicht.
Das Bremer Max-Planck-Institut beschäftigt sich mit
Mikroorganismen aus dem Meer, deren
Rolle im globalen Zyklus der Elemente im Vordergrund steht.
Mit seinem jungen Team von derzeit mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
versucht Prof. Dr. Amann Einblick in die Geheimnisse der Verteilung und Funktion von
Mikroorganismen zu bekommen. Im natürlichen Stoffkreislauf werden der Großteil der
abgestorbenen
Biomasse und natürlich auch die vom Menschen produzierten Abfälle im Laufe
der Zeit durch Mikroorganismen wieder in ihre Grundbestandteile zerlegt. Man kennt zwar
einige der beteiligten
Bakterien, aber die Mehrheit der Arten und ihre speziellen Funktionen sind
noch unbekannt. Das Team von Prof. Dr. Amann erforscht mit Hilfe moderner
molekularbiologischer Methoden, welche Bakterien beteiligt sind und wie sie das machen. Wie
reagieren sie auf Umwelteinflüsse? Wie verändert sich die Population? Welche Gene werden
wie stark aktiviert und welche Stoffwechselwege werden angeschaltet?
Amanns Abteilung ist breit angelegt. Das Spektrum reicht von Bakterien im Süsswasser und im Meer bis hin zu Biofilmen und
Symbiosen. Das Hauptinteresse gilt jedoch Meeresböden, die rund um den Globus untersucht werden sollen. Ein Teil des Teams
konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Methoden, mit denen die Bakterien schneller und zuverlässiger als zuvor identifiziert
werden können. Die Spezialität der Gruppe ist das Design neuer Nukleinsäuresonden, mit denen Bakterien anhand ihrer
genetischen Fingerabdrücke in Umweltproben angefärbt werden. Unter dem Mikroskop können diese dann leicht anhand ihrer
Farben unterschieden werden. Durch geschicktes Wählen der verschiedenen Nukleinsäuresonden können die Bremer Forscher die
Vielfalt der Bakterien in natürlichen Proben bestimmten Gruppen oder Arten zuordnen. Diese sogenannte Fluoreszenz-in situ-
Hybridisierung (FISH) Methode wird breit eingesetzt. Frei in der Nordsee lebende Bakterien werden ebenso untersucht wie
Bakteriengemeinschaften im Schlick des Wattenmeeres. Viele Bakterien leben in Symbiose mit anderen Lebewesen.
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird das Spektrum der Abteilung durch den Bereich
Genomforschung erweitert. Schwerpunkt ist derzeit die Gesamtgenomanalyse dreier umweltrelevanter mariner Bakterien aus den
Gruppen der Planktomyceten und Sulfatreduzierer. Im Genomprojekt "REGX" arbeiten die Bremer Forscher mit Gruppen aus
München, Berlin, Göttingen und Bernried eng zusammen. Ein wichtiges Ziel ist es, das revolutionäre Potenzial der Genomanalyse
für die Meeresforschung verfügbar zu machen.
Neben neuen Erkenntnissen für die Grundlagenwissenschaft sind von dieser Forschungsrichtung neue Methoden zur
Umweltüberwachung und neue Produkte aus dem Meer zu erwarten.