Gen für Akromegalie entdeckt

31.07.2006

Die durch eine zu hohe Ausschüttung von Wachstumshormonen hervorgerufene Krankheit Akromegalie ist meist auf einen Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zurückzuführen. Forscher der Universität Leipzig fanden jetzt im Rahmen einer internationalen multizentrischen Studie eine Mutation des sogenannten Aryl-Hydrocarbon-Rezeptors als Ursache für die Entwicklung des tumors.

Wissenschaftler um Prof. Dr. Ralf Paschke, Medizinische Klinik III der Universität Leipzig, haben nun gemeinsam mit finnischen, türkischen und italienischen Wissenschaftlern die Mutation des sogenannten Aryl-hydrocarbon-Rezeptors (AIP-Gen) entdeckt, der zu dem Hypophysentumor und zu dem unkontrollierten Größenwachstum führt.

Grundlage der Entdeckung war die Untersuchung von drei Familien in Nordfinnland, in denen seit 1700 vermehrt Akromegalien auftraten. Dabei waren zwei Familien gleicher Abstammung. Die Forscher gingen nun davon aus, dass in Nordfinnland für eine bestimmte Form des Hypophysentumors eine Prädisposition vorliegen könnte. Um das zu klären, erfassten sie am nordfinnischen Universitätskrankenhaus in Oulu zwischen 1980 und 1999 54 Patientinnen und Patienten mit einem Hypophysenadenom und bezogen alle archivierten Fälle mit dieser Krankheit von 1978 bis 2000 mit ein. Die so erhobenen Daten wurden in Beziehung gesetzt zu den genealogischen Informationen. Man stellte fest, dass 11 Patientinnen und Patienten aus einer der drei Familien kamen, in denen in der Vergangenheit gehäuft Akromegalien auftraten.

Um den Genort für die ausgeprägte Akromegalie zu finden, untersuchten die Forscher das Genom von 16 Personen der Familie 1, zu der auch die 11 Patienten in Oulu gehörten. Zuvor wurden die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Hypophysentumors typisiert: So schafften die Wissenschaftler die Voraussetzungen für die Genortbestimmung: Sie konnten im sogenannten Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor ein interagierendes Protein (AIP) identifizieren.

Eine Veränderung dieses Rezeptors erklärte die Akromegalie bzw. die Zunahme der Hormonproduktion für 16% der Patienten mit familiärer Belastung aus Nordfinnland. 40% von ihnen waren noch keine 35 Jahre alt, als die Krankheit diagnostiziert wurde. Bezeichnenderweise war bei der Mehrzahl der Hypophysentumorpatienten ein familiärer Hintergrund nicht festzustellen. AIP ist also ein Beispiel für ein Gen, das wenig dominant ist.

Originalveröffentlichung: O. Vierimaa, M. Georgitsi, R. Lehtonen, P. Vahteristo, A. Kokko, A. Raitila, K. Tuppurainen, T. M. L. Ebeling, P. I. Salmela, R. Paschke, S. Gündogdu, E. de Menis, M. Mäkinen, V. Launonen, A. Karhu, L. A. Aaltonen; "Pituitary adenoma predisposition caused by germline mutations in the AIP gene."; Science 2006, Volume 312.

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