Fresszellen (
Makrophagen) des Immunsystems haben die Aufgabe, zwischen "Freund" und "Feind" zu unterscheiden und dabei zu helfen, die "Feinde" zu eliminieren. Zu den Feinden zählen
Bakterien,
Viren und auch körpereigene
Zellen, die zu
Tumorzellen entartet sind. In unmittelbarer Nähe von
Tumoren kehrt sich das Verhalten der Makrophagen aber offenbar um: Sie fördern hier die
Streuung von
Krebszellen in entfernte
Gewebe (
Metastasierung). In welcher Form
Signalmoleküle der "Wnt-Familie" an der Umwandlung der Fresszellen zu "Dienern" der
Tumore beteiligt sind, haben Wissenschaftler der Abteilung
Hämatologie und
Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Lorenz Trümper) am Bereich
Humanmedizin der Universität Göttingen untersucht. Die Ergebnisse sind in "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)" erschienen.
Die Göttinger Forscher hatten beobachtet, dass Makrophagen die Aggressivität von
Krebszellen steigern, wenn sie mit ihnen gemeinsam in der Kulturschale gezüchtet werden. Im Kulturmedium fanden sie das Signalmolekül Wnt 5a. Bisher galt Wnt 5a als Gegenspieler bei der Entstehung von Tumoren. Doch im Umfeld von Tumorzellen scheint das Signalmolekül andere Funktionen zu übernehmen. Wnt 5a-produzierende Makrophagen fördern nun die Metastasierung von Tumoren, indem sie das
Bindegewebe um sich herum für auswandernde Krebszellen durchlässig machen. Wie es den Krebszellen gelingt, die Makrophagen für ihre Zwecke umzupolen, ist noch unklar.
"Es war seit längerem bekannt, dass Makrophagen in Tumore einwandern. Unklar war aber, warum sie einwandern und was sie dort tun. Diesen Fragen sind wir deutlich näher gekommen. Jetzt wollen wir die Signale finden, mit denen Tumore die einwandernden Makrophagen für ihre Zwecke umprogrammieren. Gelingt uns das, können wir hoffentlich therapeutische Ansätze entwickeln, mit denen die 'abtrünnigen' Makrophagen wieder zurück in den Dienst des Körpers gestellt werden können", sagt Prof. Dr. Lorenz Trümper, Direktor der Abteilung
Hämatologie und
Onkologie am Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen.