Senat billigt mehr Stammzellenforschung - Bush will Gesetz kippen
21.07.2006
(dpa) Gegen den Widerstand von Präsident George W. Bush hat der US-Senat einer Ausweitung der Stammzellenforschung mit Staatsgeldern zugestimmt. Das Weiße Haus kündigte wie erwartet ein Veto des Präsidenten an. Bush betrachte die Zerstörung von Embryonen zu Forschungszwecken als Mord, sagte sein Sprecher Tony Snow am Dienstagabend.
Damit ist das Gesetz wahrscheinlich gescheitert. Ein Präsidenten-Veto kann nur mit Zweidrittel-Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses gekippt werden. Verfechter der Vorlage sahen dafür wenig Chancen. Es wäre das erste Mal in seiner Amtszeit, dass Bush ein Gesetz per Veto stoppt.
Der republikanisch dominierte Senat setzte sich nach emotionaler Debatte mit großer Mehrheit über die Einwände von Bush hinweg. Mehrere Senatoren waren persönlich von Nancy Reagan zu einer Ja-Stimme bewogen worden. Die ehemalige Präsidentengattin kämpft für die Stammzellenforschung, weil sie Hoffnung auf Heilung für Krankheiten wie Alzheimer verspricht. Ihr Mann Ronald Reagan war vor zwei Jahren nach langem Kampf gegen die Krankheit gestorben.
Der Senat nahm die Vorlage mit 63 zu 37 Stimmen an. Das Abgeordnetenhaus hatte sich schon im vergangenen Jahr mit 238 zu 194 Stimmen dafür ausgesprochen, staatliche Forschungsgelder für Experimente mit Embryonen freizugeben, die in Fruchtbarkeitskliniken übrig geblieben waren und ohnehin zerstört werden sollten. Zwei weitere Gesetzesvorlagen zur Stammzellenforschung wurden ebenfalls verabschiedet und dürften von Bush unterzeichnet werden. Eine verbietet die Züchtung von Embryonen zu Forschungszwecken, die andere ermuntert weitere Forschung an Stammzellen, die von Erwachsenen gewonnen werden.
Bush hatte vor fünf Jahren verfügt, dass mit staatlichen Geldern nur an solchen Embryonen geforscht werden darf, die vor am 9. August 2001 zur Verfügung standen, dem Tag, als er seine Richtlinie live im Fernsehen verkündete. Damals ging man von mehr als 70 existierenden Stammzellenkulturen oder -linien aus, doch stellten sich nur knapp zwei Dutzend als brauchbar heraus. In Fruchtbarkeitskliniken stehen nach Schätzungen 400.000 Embryonen zur Verfügung, die zerstört werden sollen, weil die Familien keine weiteren Einpflanzungen wünschen.
Die Wissenschaft erhofft sich von der Stammzellenforschung Durchbrüche bei der Bekämpfung von Alzheimer, Diabetes und anderen Krankheiten. Gegner vergleichen die Forschung an den Embryonen dagegen mit Abtreibung und sprechen von Mord. «Dies ist eine ethische Linie, die nicht überschritten werden sollte», sagt David Christensen von der konservativen Gruppe «Family Research Council». Auch von Erwachsenen gewonnene Stammzellen könnten auf der Suche nach Heilmethoden erforscht werden.
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