Vitale Zellstrukturen halten Einzug in die Medizintechnik
"Biologisierung" elektro-mechanischer Systeme macht Implantate widerstandsfähiger
"In der Medizintechnik der nächsten Jahre sehe ich drei herausragende Trends: die weitere Miniaturisierung, die verstärkte Computerisierung und die zunehmende Biologisierung." Für Univ.-Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rode erhält die Biomedizinische Technik im Rahmen der zukünftigen Gesundheitswirtschaft eine entscheidende Schrittmacherfunktion. "Deutschland hält auf diesem Gebiet mit rund 14 Milliarden Jahresumsatz nach den USA eine weltweite Spitzenposition. Diese Marktführerschaft gilt es auszubauen", sagt der Direktor des Helmholtz-Instituts für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen.
Die Voraussetzungen und das Potential dazu sieht der gelernte Ingenieur und Mediziner an der Technischen Hochschule Aachen gegeben. Derzeit arbeiten allein 7 Professoren und 100 Wissenschaftliche Mitarbeiter in diesem Bereich. Die erfolgreiche Entwicklung und Erprobung von Kunstherzen und Blutpumpen belegt die innovative fachübergreifende Zusammenarbeit.
"Nach der Informatik und den Materialwissenschaften stößt neuerdings die Zell- und Molekularbiologie zur Medizintechnik hinzu", erläutert Prof. Schmitz-Rode, "die technische Komponente wird nunmehr durch eine biologische ergänzt". So richtet der junge Lehrstuhlinhaber für Angewandte Medizintechnik gerade eine neue Arbeitsgruppe für kardiovaskuläres Tissue Engeneering ein. Die technischen Systeme werden dabei noch stärker mit den biologischen verzahnt.
Beispielprojekte des neuen Arbeitsgruppenleiters Dr. med. Stefan Jockenhövel sind mitwachsende Herzklappen für Kinder, gezüchtete Gefäßsegmente aus körpereigenem Material und sogenannte Myokard-Patches - Gewebe-Pflaster, die infarktgeschädigte Herzmuskelbereiche ersetzen sollen. Von der engen Verzahnung und Interaktion der "klassischen" kardiovaskulären Technik mit der Tissue-Engineering-Gruppe von Dr. Jockenhövel verspricht sich Schmitz-Rode innovative Impulse, die zur Entwicklungen neuer biohybrider Systeme führen werden.
Der Medizintechniker warnt jedoch vor zu großen Erwartungen: " Die Forschungs- und Entwicklungszeiträume liegen bei fünf bis zehn Jahren." In dieser Zeit gibt es viele Fragen zu beantworten: Wie verhält sich das Oberflächenmaterial bei längerfristigem Einsatz in der Körperumgebung? Wie muss das Design der Implantate verbessert werden? Wie müssen die Strömungseigenschaften optimiert werden, damit die Systeme blutschonender werden?
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