Medizin-Nobelpreis für Entdecker des Magengeschwür-Erregers

05.10.2005

(dpa) Für die Entdeckung des Erregers von Magengeschwüren bekommen zwei Australier den Medizin-Nobelpreis 2005. Die Ärzte Barry Marshall und Robin Warren hatten 1982 zur Verblüffung der Wissenschaftsgemeinde den Keim Helicobacter pylori als Hauptursache für Magengeschwüre und Magenschleimhautentzündungen identifiziert, wie das Karolinska-Institut in Stockholm erklärte. Daraufhin wurde eine schlagkräftige Antibiotika-Therapie entwickelt. So werden heute etwa 80 Prozent der behandelten Patienten geheilt.

Früher galten vor allem Stress und ungesunde Lebensführung als Ursachen für diese Magenleiden. Heute wissen die Mediziner, dass der Erreger für 90 Prozent der Zwölffingerdarmgeschwüre und für 80 Prozent der Magenschleimhautentzündungen verantwortlich ist. In den schlimmsten Fällen kann sich auch Magenkrebs entwickeln. In Deutschland erkranken jährlich etwa 20.000 Menschen an bösartigen Magentumoren, die meist zum Tode führen. Die Zahl der Helicobacter-Infizierten hier zu Lande wird auf 20 bis 40 Prozent geschätzt.

Helicobacter pylori ist ein Bakterium mit langen Geißeln, das weltweit etwa jeder zweite Mensch im Magen hat - nur ein Teil davon bekommt jedoch Beschwerden. Durch verseuchte Getränke und Lebensmittel wird der Keim meist schon im Kindesalter aufgenommen. In den ärmeren Ländern ist das Problem größer als in den reicheren.

Ein Selbstversuch, bei dem Marshall 1983 nach dem «Genuss» einer großen Portion Helicobacter pylori eine starke Gastritis bekam, bewies letztlich den Verdacht. Der gefährliche Erreger kann mittlerweile problemlos mit einem Antikörper-, Atem- oder Stuhltest diagnostiziert werden. Eine siebentägige Behandlung mit einer Kombination aus Antibiotika und Magensäurehemmern merzt ihn dann aus. Allerdings warnen Forscher davor, diese Mittel unbedacht einzusetzen, denn der extrem wandlungsfähige Erreger zeigt bereits erste Resistenzen.

Eine wichtige Alternative ist somit die Entwicklung eines Impfstoffs: Erste Tests damit am Menschen laufen unter anderem in Berlin. Mit Ergebnissen rechnen die Forscher des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in zwei Monaten.

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