Auf der Suche nach den genetischen Ursachen von Volkskrankheiten

04.08.2005

Wissenschaftler der Medizinischen Klinik III der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Michael Stumvoll suchen nach den Ursachen von Volkskrankheiten. Mit den Untersuchungen in der eigenständigen Population der Sorben will man den Krankheitsursachen schneller auf die Spur kommen.

Obwohl aus Familien- und Zwillingsstudien bekannt ist, dass Vererbung auch eine Rolle dabei spielt, ob ich diese oder jene Krankheit bekomme, so kennt man doch kaum ein Gen, dass für die großen Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Atherosklerose verantwortlich ist. Das liegt daran, dass das gleiche Krankheitsbild ganz verschiedene Ursachen haben kann.

So hat der eine Bluthochdruck, weil ein kleines Eiweißmolekül, das den Salzhaushalt regelt, mehr Salz im Körper zurück hält, als gut für ihn ist. Der andere hat Bluthochdruck, weil die Spannung der Blutgefäße höher ist als notwendig. Wenn man dabei bedenkt, dass Hunderte von Genen am Salzhaushalt beteiligt sind, und hundert andere an der Gefäßspannung, kann man nachvollziehen wie schwierig es ist, die eigentliche Ursache zu finden. So kommt es, dass es auch noch keine ursachenbezogene Therapie für Bluthochdruck gibt, sondern in der Regel nur die Symptome bekämpft werden.

Nach allem was man über die Geschichte und vor allem die Sprache weiß, sind die Sorben des katholischen Dialektgebiets der Oberlausitz die einzige eigenständige Population ganz Mitteleuropas, die groß genug ist, die feinen Unterschiede zwischen Kranken und Gesunden zu entdecken. Von den ca. 15.000 Sorben müssen schätzungsweise 1500 untersucht werden, um zu Ergebnissen zu gelangen. In Leipzig müssten für die gleichen Ergebnisse 3 Millionen Menschen untersucht werden.

Das liegt daran, dass eine eigenständige Population auf Gründerväter zurückgeht, von denen die heute lebenden Nachkommen abstammen, die sich im Laufe der Geschichte nicht oder nur sehr wenig mit anderen Populationen vermischt haben. Hatte nun einer dieser Gründerväter ein verändertes Salzhaushaltsgen X getragen (das zu Zeiten von Salzmangel einen Schutz darstellte), so haben alle seine Nachkommen mit Bluthochdruck dieses veränderte Salzhaushaltsgen X.

Die Wissenschaftler tauften die Studie "SUSOD".. Dahinter verbirgt sich "Sorbs - Uncover the Secrets Of Disease", was heißt: Sorben klären die Rätsel von Krankheiten. "Susod", heißt im Sorbischen zugleich "Nachbar". Möglich wurde die Studie nur durch die großzügige Unterstützung der sorbischen Hausärzte, die bereitwillig ihre Praxisräume zur Verfügung stellten. Hier untersuchen Mitarbeiter der Medizinischen Klinik III die Patienten und nehmen ihnen Blut ab, das im Zentrallabor des Universitätsklinikums Leipzig analysiert wird. Jeder wird ausdrücklich gefragt, ob er bei der Studie mitmachen möchte. Kinder und Jugendliche dürfen generell nicht teilnehmen. Die wissenschaftliche Auswertung erfolgt dann anonym.

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