Heidelberger Forscher finden neuen Ansatzpunkt gegen das Aidsvirus
(dpa) - Im Kampf gegen das Aidsvirus haben Heidelberger Forscher einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten entdeckt. Im Labor sei es erstmals gelungen, mit Hilfe eines Eiweißbruchstücks den Zusammenbau der Virushülle zu verhindern, teilte das Universitätsklinikum am Dienstag mit. Die Eiweißsubstanz könne aber nicht direkt als Medikament eingesetzt werden, weil die Zellen sie nicht aufnähmen. Die Erkenntnisse bildeten jedoch die Grundlage, um gezielt nach Wirkstoffen mit dieser Funktion zu suchen. Wie lange die Suche dauern kann, wurde zunächst nicht mitgeteilt.
Die Forscher um den Direktor der Klinikabteilung Virologie, Prof. Hans-Georg Kräusslich, untersuchten einen der letzten Schritte im Vermehrungszyklus der Viren, den Zusammenbau neuer Erreger in infizierten Zellen. Nachdem das Virus sich in der Wirtszelle vermehrt hat, verlassen die noch unreifen Viruspartikel die Zelle. Sie verfügen über eine Eiweißhülle, die aus dem so genannten Gag-Protein aufgebaut ist. Außerhalb der Zelle lösen die Viren diese Hülle auf und nehmen ihre «reife» und infektiöse Struktur an. Nach dieser Reifung umhüllt ein veränderter Eiweißmantel, das so genannte Capsid, die Erbinformation und wichtige Eiweißstoffe des Virus.
«Mit Hilfe einer neuen Substanz konnten wir sowohl den Aufbau der unreifen Gag-Hülle als auch den des Capsids im Reagenzglas verhindern», berichtete Kräusslich. Das dabei verwendete Eiweißbruchstück docke an einer bestimmten Stelle des Gag-Proteins an und störe damit die Bildung von unreifen und reifen Virusteilchen. Mit Röntgenlicht sei zudem die Stelle entdeckt worden, an der das Eiweiß die Virushülle angreife. Dies habe einen neuen Einblick in den molekularen Aufbau von Viruspartikeln ermöglicht. Die Forscher berichten im Fachjournal «Nature Structural & Molecular Biology» über ihre Arbeiten. ´
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