Lehrach: Behandlung von Krankheiten am Computermodell testen

05.04.2004
Berlin (dpa) - In fünf bis zehn Jahren könnte die optimale Behandlung für jeden Patienten nach Einschätzung des Berliner Genexperten Prof. Hans Lehrach an Computermodellen erprobt werden. «Das ist eine technologische Herausforderung wie die Mondlandung, aber für die Menschen wesentlich wichtiger», sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik zum Auftakt des Weltkongresses der Humangenom-Organisation (Hugo). Von Sonntag bis Mittwoch treffen sich dazu in Berlin rund 800 Wissenschaftler. Unmengen individueller Gendaten im Computermodell könnten künftig Aufschluss darüber geben, ob und wie ein bestimmtes Medikament bei dem Patienten überhaupt wirke, sagte Lehrach. Weniger Nebenwirkungen und geringere Kosten wären die Folge. Software für derartige Modelle werde derzeit über ein EU- finanziertes Programm entwickelt. «Das HUGO-Projekt gibt uns die Einsichten, und diese Einsichten geben uns Medikamente», sagte Lehrach. Wenig Chancen sieht der Wissenschaftler hingegen für die Gentherapie: «Sie wird auf lange Sicht ein exotisches Feld bleiben. Ihre Bedeutung ist überschätzt worden.» Das Einschleusen fremden Genmaterials habe sich als zu riskant erwiesen. «Anders als beim Tabletten-Schlucken kann man damit nicht aufhören, wenn man davon Kopfschmerzen bekommt.» Ziel der Genomforschung und der Systembiologie sei es vielmehr, Krankheitsprozesse zu verstehen. Mit diesem Wissen könnten dann auch schlagkräftige Medikamente geschaffen und zielsicher eingesetzt werden. Dazu sei auch das Weiterentwickeln von Tiermodellen unverzichtbar. «Die Sequenzierung des Rattengenoms, die jetzt gerade vorgestellt wurde, ist da wieder eine große Hilfe», sagte Lehrach.

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