Erbgut der Ratte entziffert ­ gleiche Krankheitsgene wie Menschen

31.03.2004
London/Berlin (dpa) ­ Nach dem Erbgut von Mensch und Maus ist nun auch das Genom der Ratte entziffert. Zu fast allen menschlichen Genen, die mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden, gibt es nach Angaben der beteiligten Forscher eine entsprechende Erbanlage im Rattengenom. Das internationale Wissenschaftlerteam unter Federführung des Baylor College of Medicine in Houston (US-Staat Texas) stellt die so genannte Arbeitsversion des Rattengenoms im britischen Fachjournal «Nature» vor. «Mit den Erkenntnissen können wir noch präziser als vorher nach Ursachen und Behandlungen von Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen fahnden», sagte Norbert Hübner vom Max- Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch. Wie das MDC und das Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik beteiligten sich mehr als 20 Forschergruppen in sechs Ländern an der Entzifferung des Rattenerbguts. Die Laborratte (Rattus norvegicus) wird seit fast 200 Jahren als Versuchstier eingesetzt und gilt als unentbehrlich für die Entwicklung von Medikamenten. Ihre Erbsubstanz besteht aus 2,75 Milliarden Genbausteinen (Basen), das der Maus aus etwa 2,6 Milliarden und das des Menschen aus knapp 3 Milliarden. Alle drei besitzen eine ähnliche Zahl an Genen, die auf 25 000 bis 35 000 geschätzt wird. Etwa 90 Prozent der Rattengene kommen auch bei Mensch und Maus vor. Der unterschiedliche Rest bildet beispielsweise Baupläne für Geruchsrezeptoren. Rund 40 Prozent des Genoms von Ratte, Maus und Mensch haben eine ähnliche Basenabfolge ­ sie stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor etwa 80 Millionen Jahre lebte. Die Forscher können nun auch Rückschlüsse darauf ziehen, welchen Verlauf die Evolution genommen hat. Alle Informationen zum Rattenerbgut sind frei zugänglich in Datenbanken. Die Forscher des überwiegend öffentlich finanzierten «Rat Genome Sequencing Project Consortium (RGSPC)» haben mehr als 90 Prozent der Erbinformation gelesen. Obwohl damit nicht 100 Prozent der Genbausteine entziffert sind, gilt das Projekt als abgeschlossen. Der Aufwand für eine vollständige Sequenzierung ist den Angaben zufolge zu hoch. Weltweit arbeiten Wissenschaftler derzeit an der Entzifferung der Erbsubstanz unterschiedlichster Tiere. Dazu gehören Zebrafische, Rhesusaffen, Seeigel, Honigbienen, Kängurus und Rinder. Im Dezember wurde eine erste Blaupause des Schimpansen-Erbgutes vorgestellt und Anfang März die des Huhns als erstem Vogel.

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